Das Gesundheitswesen kostet zu viel, meint der Vorarlberger IV-Präsident Martin Ohneberg.

Foto: IV Vorarlberg

Bregenz – Die Vorarlberger Industriellenvereinigung macht sich Sorgen um die Finanzierung des Gesundheitswesens. Warum beschäftigt sie sich mit einem Thema, das nicht zur Kernkompetenz der Industrie zählt? "Um den Lebensraum entwickeln zu können, brauchen wir ein ausbalanciertes Budget", sagt der Vorarlberger IV-Präsident Martin Ohneberg. Aktuell fließe ein Drittel des Landesbudgets in das Gesundheitswesen. Ohneberg: "Es bedarf effizienter Maßnahmen. Wir brauchen einen Relaunch."

Wie er sich die Verbesserung vorstellt, diskutierte er am Donnerstagabend mit Vertretern von Landesregierung, Ärztekammer und Gebietskrankenkasse. Die heiße Kartoffel Spitalsschließungen wurde auch bei dieser Diskussion nur angetippt. Landesrat Christian Bernhard (VP) kündigte für 2017 den ersten regionalen Strukturplan eines Bundeslandes an, verriet aber keine Details. Auf die Kritik von Ärztekammer-Präsident Michael Jonas, Ärzte seien in die Erarbeitung des Strukturplans nicht eingebunden, sagte Bernhard zu, die Mediziner zu den Vorschlägen anzuhören.

Für und wider Primärversorgungszentren

Die vehemente Forderung der Industriellenvereinigung nach Erstversorgungszentren (PHC) wurde von den Gesundheitsexperten relativiert. Wo sie sinnvoll seien, würden sie eingerichtet, sagte VGKK-Obmann Manfred Brunner und versicherte: "Die Versorgung mit niedergelassenen Ärzten will niemand aushöhlen." Es werde keine Verpflichtung und schon gar keine Verordnung von Primärversorgungszentren geben.

Jonas warnte, dass "kein Stein auf dem anderen bleibt". Weg von der Kleinteiligkeit und hin zur Zentrumsmedizin zu gehen passe schon aufgrund geografischer Gegebenheiten nicht nach Vorarlberg. Gabi Sprickler-Falschlunger, praktische Ärztin und SPÖ-Gesundheitssprecherin, forderte die Kammervertreter auf, die Realität zu sehen: "Junge Ärztinnen und Ärzte interessieren sich nicht für Stellen auf dem Land. Es wird die PHCs geben müssen."

Wann und wie sich die medizinische Landschaft Vorarlbergs konkret ändern wird, steht noch nicht fest. Wie viele andere Diskussionen zur Zukunft des Gesundheitswesens blieb auch diese vage. (Jutta Berger, 25.11.2016)