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Bis zu sieben Millionen Dollar wird dieser antike Teppich in einer Auktion bringen. So dachte man es sich 2013 bei Sotheby's für 33,8 Millionen Dollar gab's den Zuschlag.

Foto: AP / Courtnesy Sotheby's

Der Preis ist bis heute unerreicht. Für 33,8 Millionen Dollar (30,5 Millionen Euro) wechselte im Juni 2013 der Clark Sickle-Leaf Carpet (Clark-Sichelblatt-Teppich) auf einer Auktion bei Sotheby's in New York den Besitzer. Das Auktionshaus selbst hatte den Wert des Teppichs auf rund sechs Millionen Dollar taxiert.

Mary Jo Otsea, Expertin für antike Teppiche bei Sotheby's, hatte mit einem erzielbaren Preis von zehn bis 15 Millionen Dollar für den, aus dem 17. Jahrhundert stammenden persischen Teppich gerechnet. Der mehr als 360 Jahre alte Teppich wurde in einer besonderen "Vasen-Webtechnik" geknüpft und stammte aus dem Vermächtnis des 1925 verstorbenen Industriellen und US-Senators William Clark.

Preise wie diese lassen sich in Österreich kaum erzielen, wohl aber ähnlich hohe Wertsteigerungen. Udo Langauer, Gründer der Austria Auction Company, die zweimal jährlich Versteigerungen von antiken Orientteppichen organisiert, erinnert sich an ein Stück aus Kaukasien ("Shirvan published Schurmann") aus dem späten 17. Jahrhundert, dessen Schätzwert bei einer Auktion im Vorjahr bei 30.000 bis 40.000 Euro lag. Letztlich wechselte das Stück für 165.000 Euro den Besitzer, was dem mehr als Vier- bis Fünffachen des ursprünglich taxierten Wertes entspricht – eine durchaus beachtliche Wertsteigerung.

Extremfälle

Beispiele wie diese sind sicher die Ausnahme im Markt für antike Teppiche, sie zeigen aber, welche Renditen in Extremfällen möglich sind. Wie groß der globale Markt für antike Teppiche tatsächlich ist, lässt sich laut Langauer, der sich seit mehr als 30 Jahren dem Geschäft mit edlen Knüpfwerken widmet, nur schwer einschätzen: "Einigermaßen seriöse Zahlen gibt es nur von den Auktionen, was bei Händlern über den Tisch wandert, lässt sich kaum erheben."

Trotzdem wagt er eine Prognose und rechnet mit mehreren Hundert Millionen Euro, die jährlich im Markt umgesetzt werden. Sein Auktionshaus setzt bei den Versteigerungen jeweils an die ein bis 1,5 Millionen Euro um und zählt damit im deutschsprachigem Markt zu den größeren Playern.

Der wohl größte Auktionator in diesem Sprachraum ist das deutsche Unternehmen Rippon Boswell, 1884 in England gegründet, ein Spezialversteigerer für antike Teppiche und Textilien. International betrachtet sind die beiden Auktionshäuser Sotheby's und Christie's die größten Player in diesem Markt.

Wertsteigerungspotenzial

Welche Teppiche eignen sich nun aber als Wertanlage? Dazu Langauer, dessen Großvater gemeinsam mit Adolf Böhm 1946 Adil Besim, das führende Orientteppichhaus Österreichs, gegründet hat: "Zuerst einmal müssen die Teppiche antik sein. Offiziell wäre dies laut Definition ein Alter von 100 Jahren, meiner Ansicht nach sollte ein Stück mit Potenzial einen Ursprung vor der Industriellen Revolution haben, also vor den Jahren 1850 bis 1880 entstanden sein."

Im Zentrum des Interesses stehen dabei vor allem Teppiche aus den wichtigen Herkunftsregionen Persien, Türkei, Turkmenistan und dem Kaukasus. Besonders wichtig ist auch die Qualität des Knüpfwerkes. Als Wertanlage eignen sich laut dem Experten nur die obersten zehn Prozent einer Sparte, mittelmäßige Qualität sollte man in Hinblick auf ein mögliches Wertsteigerungspotenzial meiden. Langauer betont aber, dass Qualität nicht unbedingt eine Frage des Preises ist. Auch Teppiche mit einem ursprünglichen Preis von 5000 bis 7000 Euro können mitunter über ein interessantes Wertsteigerungspotenzial verfügen.

Neben Alter und Qualität spielen vor allem die Ästhetik des Werkes, die Farben, der Erhaltungszustand und die Einzigartigkeit des Teppichs eine große Rolle. Die Knüpftechnik selbst spielt aus Langauers Sicht eine untergeordnete Rolle. Zunehmend wichtiger wird auch die Provenienz eines Teppichs, also die Frage nach der Herkunft. Dies liegt unter anderem daran, dass man bei Teppichen aus bekannten Sammlungen ein wenig mehr Sicherheit hat, dass es sich zum Beispiel nicht um Fälschungen handelt.

Fälschungen rasch erkennen

Denn wie im globalen Kunstmarkt, der von der Tefaf (The European Fine Art Foundation) für das Jahr 2015 auf 63,8 Milliarden Dollar taxiert wurde, gibt es auch im Markt für antike Teppiche eine Anzahl von schwarzen Schafen, die schnelles Geld mit Unwissenheit oder – noch schlimmer – Halbwissen von potenziellen Investoren machen wollen. "Wer antike Orientteppiche als Wertanlage in Betracht zieht, sollte sich auf alle Fälle den Rat von Experten holen", sagt Langauer, der sein erworbenes Wissen an potenzielle Investoren weitergibt und auch beratend zur Seite steht. Denn nur Experten verfügen über das nötige Fachwissen und können Fälschungen rasch erkennen.

Wer glaubt, dass er antike Orientteppiche in den Ursprungsländern günstiger einkaufen kann, ist meistens schlecht beraten, denn diese sind meist schon ziemlich "leergeräumt". Trotzdem wird gerade mit solchen Angeboten "jede Menge Schindluder" betrieben, warnt Langauer.

Die wohl beste Anlaufstelle für den Erwerb von antiken Teppichen als Wertanlage sind aus seiner Sicht Auktionen. Denn die Exponate werden dort von Sachverständigen und Kunsthistorikern dokumentiert und evaluiert. Investoren können sich dadurch nicht nur auf die Echtheit der angebotenen Objekte verlassen, sondern verfügen zusätzlich auch über eine Einschätzung des aktuellen Marktwertes beziehungsweise die potenzielle Wertsteigerung.

Internationale Käufer

Wo aber kommen nun die Teppiche her, die bei Auktionen am Markt landen? "Zu 95 Prozent stammen die Exponate bei unseren Auktionen aus dem Privatbesitz", erklärt Langauer. Das Käuferpublikum ist international besetzt, wobei viele Interessenten aus den USA aber auch der Schweiz stammen.

Auch hier überwiegen private Sammler, 20 bis 25 Prozent werden von professionellen Händlern erworben. Wichtige Abnehmer sind aber auch Museen, die immer wieder bei Auktionen auftreten. Aktuell gibt es an die 350 Museen, die zumeist aufwendig gestaltet und privat finanziert sind, Tendenz weiter steigend.

Zu Langauers Kientel zählen unter anderem Freiberufler wie Ärzte oder Rechtsanwälte, die antike Orientteppiche als mögliche Wertanlage für sich entdeckt haben. Sie profitieren von einer Anlageform, die kaum Schwankungen unterworfen ist. Wie auch: Die Teppiche sind naturgemäß eine rare Ware, die nicht mehr produziert wird. (Harald Fercher, Portfolio 2016)