Bild nicht mehr verfügbar.

Anne-Sophie Mutter hat sich in die Herzen ihrer Fans gespielt. Wer in hochwertige Geigen investiert, kann vielleicht schon heute der Förderer des nächsten großen Geigentalents sein.

Foto: Reuters / Joshua Roberts

Bild nicht mehr verfügbar.

Der Bau von Geigen ist eine Passion. Mario Capelli baut diese im italienischen Cremona.

Foto: Reuters / Stefano Rellandini

Klassische Karossen, Rotweine aus dem Bordeaux, Ölgemälde – ja sogar Gegenstände mit Hunden darauf: All das hat Anleger in den vergangenen Jahren, seit die Sparzinsen so gut wie abgeschafft sind, weltweit angelockt. Wer das jedoch schon alles probiert hat und trotzdem nicht vor Freude jubiliert und zudem Musik liebt, kann es mit einem Segment versuchen, das in Österreich noch relativ unbekannt ist: nämlich die Veranlagung in Geigen.

Dabei muss es nicht unbedingt eine der klassischen italienischen mit klingenden Namen wie "Lady Inchiquin" oder "Lady Blunt" aus dem Hause Stradivari oder Violinen von Francesco Ruggieri sein, die gleich ein ordentliches Loch ins Geldsäckel reißen und mit ihren Millionenpreisen meist in der Hand von Stiftungen, Unternehmen oder bestens betuchten Menschen sind. Es gibt auch junge Instrumente bester Qualität, die das Potenzial zur Wertsteigerung haben.

Die Eigentümer- und Spielhistorie des Spitzeninstruments ist übrigens meist über viele Jahre und Jahrzehnte dokumentiert. Hier sind Fälschungen – ja, die gibt's nicht nur bei Gemälden, sondern auch bei Geigen – relativ selten, doch sie kommen vor. Doch dazu später.

Ab etwa 30.000 Euro

Der Anleger mit Hang zu Musik also, der sonst schon so ziemlich alles hat, sollte in jedem Fall über ausreichend Bares verfügen, denn billig ist so ein Investment nicht: "Die Preise für moderne Instrumente, die investitionsfähig sind, beginnen bei etwa 30.000 Euro", sagt Christian Reister, Mitinhaber von Violin Assets. "Historische Instrumente lohnen sich ab etwa 100.000 Euro als Kapitalanlage."

Das junge Unternehmen residiert, der Preisklasse des Investments entsprechend, auf Schloss Bedburg bei Köln und hat sich auf den Handel mit hochwertigen Streichinstrumenten spezialisiert. Man will sie als Investments zugänglich machen. Meistens sind diese nicht in Panzerschränken verschlossen, sondern erklingen als Leihgabe an junge oder etablierte Musiker in den Konzertsälen der Welt, sagt Reister.

Einer seiner Kunden hat soeben eine zweite Geige für um die 50.000 Euro erstanden, berichtet Reister. "Man erwirbt nicht nur eine wertbeständige Sachanlage, sondern auch die Möglichkeit, Künstler mäzenatisch zu fördern", erläutert der Experte. Der Eigentümer kassiert also neben der monetären Rendite auch einen ideellen Mehrwert, denn er fördert mit den Instrumenten zwei junge Musikerinnen; eine aus Taiwan und eine aus Deutschland. Die Instrumente müssen nämlich regelmäßig bespielt werden, sonst lässt ihre Klangqualität nach. Und die Musiker ersparen sich so die sündteure Investition in ein eigenes Instrument.

Der enge Kontakt zu den Stipendiatinnen erschließt dem Mäzen musikalische Darbietungen, wie sie sonst nur einem exklusiven Kreis von Förderern offen stehen, so Reister. Und natürlich besteht die Chance, dass ein Jungmusiker auch einmal weltbekannt wird – auch eine Anne-Sophie Mutter oder ein David Garrett waren am Anfang ihres Wirkens unbekannt. Und wer möchte einem Weltstar nicht die allererste Geige geliehen haben, mit der er vielleicht sogar noch heute auftritt?

Das richtige Händchen

Aber zurück zum Geschäft: Hier kommt es wie bei allen Veranlagungen auf die richtige Auswahl an. Es spielt keine Rolle, ob es sich um Aktien, Anleihen, Zinshäuser oder Rotwein handelt – nur wer zum Instrument mit Potenzial greift, wird auch mit schönen Renditen belohnt. Das gilt auch für Geigen – und dafür braucht es das richtige "Vorchecking".

Zum Veranlagen eignen sich, ganz wie bei Gemälden, nicht nur die Alten Meister: Auch Instrumente anderer Geigenbauer und anderer Epochen können wie gesagt ordentlich an Wert gewinnen. Ihre Kennzeichen: Sie handeln mit Bedacht, setzen auf Klasse statt Masse und fertigen lediglich sechs bis acht Instrumente pro Jahr.

Die Geigen, Bratschen und Celli weisen, ganz wie bei den großen Meistern, eine individuelle erkennbare Handschrift auf. Und diese Qualität schlägt sich auch in der Wertentwicklung nieder.

Wenn man sich dann für ein Instrument entschieden hat, muss man vor dem Kauf bedenken, was für jedes größere Sachinvestment gilt – sie sind im Fall eines Verkaufs nicht schnell in Bargeld umzusetzen: "Beachten sollte man, dass der Instrumentenmarkt nicht jederzeit liquid ist", sagt auch Reister, "deshalb empfehlen wir diese Art der Sachanlage nur langfristig orientierten Investoren."

Schmeißfliegen

Und dann ist da noch die Sache mit den Fälschungen – denn es ist beim Geld wie beim Mist: Größere Ansammlungen locken immer auch Schmeißfliegen an. "Riskant bei Geigen ist auf jeden Fall, dass Laien die Werthaltigkeit eines Stücks nur selten selbst beurteilen können und, wenn's besonders schlimm ist, im Extremfall sogar Gefahr laufen, einer Fälschung aufzusitzen", sagt der Stradivari-Experte und Mitinhaber von Violin Assets, Jost Thöne. "Völlige Sicherheit gibt es auch hier nicht. Schließlich war niemand von uns bei der Fertigung dabei", sagt Thöne.

Davon können manche, die bei Dietmar Machold, einst wichtigster Stradivari-Händler der Welt mit Niederlassungen rund um den Globus, gekauft hatten, ein trauriges Lied singen: Er tauschte wertvolle Geigen gegen wertlose aus oder verkaufte wertlose Holzkästen als Stradivaris. So hatte Machold bei der Sparkasse Bremen für einen Sechs-Millionen-Euro-Kredit zwei Geigen als Sicherheit hinterlegt, die er als Stradivaris im Wert von 5,2 Millionen Euro ausgab. Als sein Imperium zusammenkrachte, entdeckten die Banker, dass die Geigen in ihren Safes nur schlappe 4.000 Euro wert waren.

"Hochwertige Streichinstrumente sind eine sehr wertbeständige Sachanlage", ist Jost Thöne trotzdem überzeugt. "Die 'Taxe der Streichinstrumente', das Standardwerk von Albert Fuchs zur Wertentwicklung von Streichinstrumenten seit 1907, weist einen kontinuierlichen Wertzuwachs auf." In klingender Münze sind das fünf bis zehn Prozent pro Jahr. (Reinhard Krémer, Portfolio 2016)