Wenn es nach einer Gruppe enttäuschter Clinton-Fans geht, dann ist die Wahl noch nicht entschieden.

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New York / Washington – Das Kabinett des designierten US-Präsidenten Donald Trump wächst: Nachdem am Mittwoch bekannt geworden war, dass die bisherige Gouverneurin von South Carolina, Nikki Haley, UN-Botschafterin werden soll, steht nun auch fest: Trump konnte die Milliardärin Betsy DeVos für den Posten der Bildungsministerin gewinnen.

Als Handelsminister wurde am Donnerstag der Unternehmenssanierer und Milliardär Wilbur Ross gehandelt. Zudem ist der frühere Neurochirurg Ben Carson als Minister für Wohnungsbau und Stadtentwicklung im Gespräch. Entschieden sei aber noch nichts, sagte sein Sprecher und nahm frühere Angaben zurück, wonach die Sache bereits fix sei. Der 65-Jährige hatte sich ebenfalls um die Präsidentschaftskandidatur der Republikaner beworben. Unklar war am Donnerstagabend noch, wer Außenminister werden soll.

Keine Geheimdienst-Briefings

Während sein Team langsam Formen annimmt, wandte sich Trump am Vorabend des Thanksgiving-Feiertags mit einem neuen Videoaufruf zur Versöhnung an die Bürger. "Wir haben gerade einen langen und verletzenden Wahlkampf hinter uns gebracht", sagte er darin. Er bete nun dafür, "dass wir anfangen, unsere Gräben zu überbrücken, und bestärkt durch ein gemeinsames Ziel als ein Land voranschreiten". Das werde "leider nicht schnell" geschehen, "aber wir haben nun die Chance, Geschichte zu schreiben und wirklichen Wandel nach Washington zu bringen".

Laut Informationen der Washington Post verzichtet Trump weitgehend auf die nahezu täglichen geheimdienstlichen Briefings, die ihm seit seiner Wahl zustehen. Nur zwei derartige Unterrichtungen habe Trump bisher wahrgenommen, berichtete die Zeitung. Trumps Übergangsteam habe darauf hingewiesen, dass der 70-Jährige vor allem mit der Zusammenstellung seines Regierungsteams beschäftigt sei. An seiner statt halte sich der künftige Vizepräsident Mike Pence regelmäßig auf dem Laufenden.

Wahlanfechtungs-Forderung

Nachdem Computerspezialisten und Professoren am Mittwoch gefordert hatten, die Wahlergebnisse in einigen US-Staaten neu auszuzählen, drängen diese nun Hillary Clinton dazu, eine Überprüfung der Stimmauszählung in den Staaten Michigan, Pennsylvania und Wisconsin einzufordern. In diesen drei Staaten lag Trump knapp vorn, in Michigan wird immer noch gezählt. Hätte Clinton die drei Staaten gewonnen, wäre sie Präsidentin geworden.

Die Gruppe ist bisher nicht an die Öffentlichkeit getreten, einem Bericht des New York Magazine zufolge will sie zunächst Clintons Umfeld überzeugen. Es habe unter anderem ein Telefonat mit Clintons Kampagnenchef John Podesta gegeben. Dieser sei skeptisch.

Derweil kündigte die ebenfalls unterlegene grüne Präsidentschaftskandidatin Jill Stein am Mittwoch an, die Überprüfung der Abstimmung einzufordern – so sie rechtzeitig die dafür benötigten zwei Millionen Dollar einsammeln könne. Die Zeit drängt: In Wisconsin läuft die Frist am Freitag ab, in Pennsylvania am Montag, in Michigan am kommenden Mittwoch. Die Chancen des Vorhabens stehen allerdings nicht gut: Eine Reihe von Statistik-Experten äußerte Zweifel an einer möglichen Manipulation.

Ivanka auf Social Media

Angesichts der andauernden heftigen Debatte über die Verquickung persönlicher und geschäftlicher Interessen mit politischen Auftritten versucht Ivanka Trump, die Tochter des künftigen US-Präsidenten, gegensteuern – zumindest in den sozialen Netzwerken: Auf Twitter und Instagram steht neuerdings der Hinweis, dass die auf @IvankaTrump lautenden Adressen künftig dem "persönlichen" Gebrauch vorbehalten bleiben sollen, während @IvankaTrumpHQ für die geschäftlichen Zwecke in der Kleidungs- und Schmuckbranche gelte. (dpa, giu, 24.11.2016)