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Sicherheitskräfte untersuchen den Anschlagsort am Donnerstag.

Foto: REUTERS/Alaa Al-Marjani

Hilla – Ein IS-Selbstmordattentäter hat südlich der irakischen Hauptstadt Bagdad Polizeiangaben zufolge mindestens 74 Menschen mit in den Tod gerissen, andere Quellen berichteten von mehr als 100 Toten. Der Angreifer habe in der Nähe der Stadt Al-Hilla an einer Tankstelle einen mit Sprengstoff beladenen Laster zur Explosion gebracht, teilte die lokale Polizei am Donnerstag mit. Mehr als 100 Menschen wurden demnach zudem verletzt.

Bei den meisten Opfern handle es sich um Pilger aus dem Nachbarland Iran, die auf dem Rückweg aus der Stadt Kerbela waren. Insgesamt seien acht Busse getroffen worden, hieß es. Wegen der Stärke der Explosion könne die Anzahl der Opfer noch steigen. Die sunnitische Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) bekannte sich zu dem Attentat.

Der Anschlag ist nach Einschätzung des Iran ein Zeichen für den Anfang vom Ende der Terrormiliz. "Dieser mörderische Angriff zeigt, wie verzweifelt die Terroristen sind und wie aussichtslos ihre Lage geworden ist", betonte der iranische Präsident Hassan Rohani in einer Presseerklärung am Freitag. Die iranische Führung sei sich daher sicher, dass der "endgültige Sieg" gegen die Terrorgruppe und deren Anhänger und damit das Ende des IS sehr nahe sei, wird Rohani vom Webportal des Präsidialamts zitiert.

Fast 300 Tote bei Anschlag im Sommer

Der IS verübt im Irak immer wieder Anschläge, die sich vor allem gegen die Mehrheit der Schiiten richten. Im vergangenen Sommer waren in der Hauptstadt Bagdad beim bisher verheerendsten Anschlag der Jihadisten mehr als 280 Menschen getötet worden, als eine Autobombe vor einem Einkaufszentrum explodierte. In der vergangenen Woche starben bei einem Selbstmordanschlag auf die Stadt Falluja mindestens 20 Menschen. Mit den Attentaten wollen die Extremisten die Spannungen zwischen Schiiten und Sunniten im Irak weiter anheizen.

Seit Mitte Oktober läuft eine Großoffensive irakischer Sicherheitskräfte auf die IS-Hochburg Mosul. Am Mittwoch hatten Schiitenmilizen die letzte Versorgungsroute der Großstadt gekappt. Mosul und das noch vom IS gehaltene Umland sind damit von der Außenwelt abgeschnitten. Die Versorgungsroute Richtung Syrien ist für die Extremisten überlebenswichtig, weil sie über die Strecke Nachschub und Kämpfer transportiert.

Der Einsatz der eng mit dem schiitischen Iran verbundenen Milizen an der Offensive ist höchst umstritten. Die Sunniten lehnen ihn ab, weil sie befürchten, dass die Milizen ihren Einfluss im Irak weiter ausdehnen. Mit ihrem Vormarsch sind die Schiiten tief in sunnitisches Kernland vorgedrungen. (APA, AFP, 24.11.2016)