Foto: Monika Löff

Wien –"Gegenschuss" heißt das neue Soloprogramm von Angelika Niedetzky. Die titelgebende Idee: Einmal die Bühnensituation umdrehen, die Scheinwerfer direkt ins Publikum richten, die Leute zur Gegenrede animieren. Funktioniert hat das noch selten. Bei Niedetzkys Wortschwall, der vom Niveau her zwischen Speiben durchs Fliegengitter und Spermizid für die Gesichtshaut zum Erliegen kommt, ist das nicht anders.

Mit "Gegenschuss" ist also bald Schluss. Danach spricht die besser aus Film und Fernsehen bekannte Komödiantin schwerpunktmäßig über Ängste. Doch was sich als durchgehender Handlungsstrang mit entferntem Aktualitätsbezug anbahnt, verliert sich bald in Wuchteln ohne größerem Zusammenhang.

Auch mit den musikalischen Einlagen reißt Niedetzky das Ruder nicht wirklich herum. Einmal macht sie sich gesanglich zur kiffenden Reggae-Spinne, ein anderes Mal zum Affen. Ein Austropopmedley über leidige Urlaubserfahrungen kommt über die Nachmittagseinlage einer lustigeren Sechziger-Feier nicht hinaus.

Und dann sind da noch rauf- und runtererzählte Schenkelklopfer aus der Welt der wissenschaftlichen Schmunzelstudien (das männliche Gehirn wiegt 100 Gramm mehr als das weibliche) oder drei Jahre alte Jugendtrends, wie das japanische Augäpfellecken. Alles schon einmal gehört, alles schon einmal belächelt. Als einziger Höhepunkt bleibt eine gelungene Wordrap-Passage über Smartphone-Sucht in Erinnerung, die in Szenenapplaus mündet. Am Ende ist leider auch das Schmäh von gestern.

Niedetzkys Programm machte noch Sinn, könnte es als Gegenschuss gegen allzu arrogantes Moralkabarett verstanden werden. Ein paar Hiebe in diese Richtung hätten gereicht. Aber die bleiben aus. Und so bleibt es, was es ist: Blödelei ohne Belang. Einen Schuss zu banal. (Stefan Weiss, 23.11.2016)