Anka (Julia Koschitz) zündet bei Jonathan (Jannis Niewöhner) nicht nur die Holzlampen an.

Foto: Jeremy Rouse

Kein Leben ohne Tod. So lautet die Lektion, die es für Jonathan (Jannis Niewöhner) zu lernen gilt. Der junge Mann kümmert sich allein um seinen krebskranken Vater Burghardt (André M. Hennicke) und dessen Hof. Seine Mutter ist durch ihm unbekannte Umstände vor Jahren ums Leben gekommen. Auch von seiner Tante Martha (Barbara Auer) erhält er keine Unterstützung. Erst durch Pflegerin Anka (Julia Koschitz) und das Auftauchen von Ron (Thomas Sarbacher), einem alten Freund Burghardts, hat die Sprachlosigkeit in der Familie ein Ende.

Foto: Jeremy Rouse

Doch der bevorstehende Tod des Vaters ist in Jonathan (Regie und Buch: Piotr J. Lewandowski) nur Vorwand, um die verschiedenen Beziehungen in Gang zu bringen: Weniger um den Abschied vom Leben, als um dessen Zelebrierung geht es. Besonders spürbar ist dabei die Liebe des Regisseurs zu seinen Bildern. Auf Kosten der Geschichte verlieren sich Lewandowski und sein Kameramann Jeremy Rouse allzu oft in bedeutungsvoller Ästhetik: Nackte Körper laufen über Waldwiesen. Regen prasselt. Insekten und Schmetterlinge in Nahaufnahme suggerieren eine Verbindung zur Natur und zum natürlichen Kreislauf des Lebens.

Anka, die Jonathans Mutter auffallend ähnlich sieht, ist währenddessen stets perfekt gekleidet, anmutig flattert ihr Röckchen im Wind. Für stimmungsvolles Licht sorgen die von Jonathan gestalteten Holzlampen, die ausgerechnet die schöne Anka anknipst, als sie in sein Leben tritt. In den Sepiafarben wirkt selbst das Krankenbett ästhetisch. Dass die Figuren sich in dieser ländlichen Idylle nicht wohlfühlen, nimmt man da nicht ganz ab. Ja, die Bilder sind einfach schön – zu schön. (kst, 23.11.2016)