Das gut erhaltene Mauerwerk lässt auf zahlreiche weiter Fund schließen.

Foto: Gemeinde Irschen

Wien/Irschen/Innsbruck – Archäologen haben bei Ausgrabungen der Uni Innsbruck in Irschen in Oberkärnten (Bezirk Spittal) die gut erhaltenen Überreste einer spätantiken Höhensiedlung entdeckt. Freigelegt wurden dabei etwa eine frühchristliche Kirche aus dem 3. Jahrhundert. Diese biete angesichts ihres guten Erhaltungszustand neue Forschungsmöglichkeiten, sagte Grabungsleiter Gerald Grabherr. Weitere Grabungen sind geplant.

"Die bisherigen Funde sind wirklich etwas Besonderes. Der Platz bietet ein extremes Potenzial. Der Erhaltungszustand ist sehr gut", sagt der Archäologe. Das Besondere ist laut Grabherr, dass der Fund bisher unbekannt war, also gänzlich neu ist und so auch etwas gänzlich Unberührtes erforscht werden könne. Die bisherigen Freilegungen erfolgten im Rahmen einer Lehrveranstaltung des Instituts für Archäologien, Fachbereich Archäologie der Römischen Provinzen, unter der Leitung Grabherrs.

Kirche mit Platz für 100 Menschen

Die Kirche der Höhensiedlung am sogenannten Burgbichl in Irschen südlich der Drau hat rund 100 Menschen Platz geboten. Das Gebäude muss nach 265/266 errichtet worden sein – denn auf diese Zeit datiert Grabherr eine in Rom geprägte Münze, die unter den Mauern freigelegt wurde. Die Umfassungsmauer der Kirche sei mit 140 Zentimetern Stärke "die stärkste, die wir überhaupt kennen". Auch das Mauerwerk selbst sei sehr gut erhalten. Die Kirche ist rund 11,5 Meter breit und etwa 18,5 Meter lang. Auch eine Metallverarbeitung und Zisternen für die Wasserversorgung wurden nachgewiesen.

Die Siedlung lag zwischen Teurnia im Osten (bei Spittal) und Aguntum im Westen (bei Lienz/Osttirol). Zu welchem Bistum sie gehörte, ist unklar. Die Niederlassung dürfte auch mit einer wichtigen Römerstraße zusammenhängen. Diese führte von Aquileia in Oberitalien über den Plöckenpass ins Gailtal und von dort über den Gailberg ins Drautal – und eben von dort weiter über Teurnia nach Osten oder auch nach Salzburg oder von Aguntum Richtung Brenner, erklärte Grabherr.

Suche nach der Römerstraße

Bei den weiteren Ausgrabungen, für die es schon entsprechende Förderansuchen gibt, hofft der Fachmann auf Befunde für die Wohnbebauung. Die Wissenschafter suchen zudem Nachweise für die Römerstraße. Dass diese im Umkreis der Siedlung gefunden wird – und damit auf einer anderen Trasse als in der Jetztzeit – ist laut Grabherr wahrscheinlich. Denn die Römer bauten ihre Bergstraßen gerne ohne Kehren, die damals Monumentalbauten waren, so der Wissenschafter. (APA, red, 26.11.2016)