Ein Walhai in den Gewässern vor Katar. Dort kommen in den Sommermonaten hunderte Tiere zusammen. Die dabei ins Wasser abgegebene Umwelt-DNA kann für populationsgenetische Studien genützt werden.

Steffen Sanvig Bach

Kopenhagen/Wien – Allein aufgrund ihrer Größe hätten sie das Zeug zum Schrecken der Meere: Mit einer Länge von mehr als zehn Metern und ebenso vielen Tonnen Gewicht sind Walhaie die größten lebenden Fische des Planeten. Doch sie sind trotz ihrer 3000 Zähne harmlos: Sie gehören zu jenen drei Haiarten, die sich von Plankton ernähren.

Trotz ihrer Größe ist vieles über die Tiere unbekannt, so auch ihre Populationsgenetik. Das könnte sich nun aber dank einer neuen Methode ändern. War es bisher nötig, die Tiere aufzuspüren, zu beobachten, sie zu markieren oder Gewebeproben zu entnehmen, so stellen Forscher um Philip Francis Thomsen (Uni Kopenhagen) im Fachblatt "Nature Ecology and Evolution" ein komplett non-invasives Verfahren vor.

DNA-Rückstände aus dem Meerwasser

Die Genetiker spürten den Walhaien einfach in knapp 30 Liter Meerwasser nach, die sie dem Persischen Golf entnahmen, wo sich die Fische in den Sommermonaten treffen. Aus diesen Proben filterten sie DNA-Rückstände der Tiere, die sie anschließend analysierten. So wie andere Tiere auch hinterlassen auch Walhaie etwa durch Schuppen oder Kot DNA in ihrer Umwelt, sogenannte Environmental DNA (kurz eDNA).

Im konkreten Fall wurde es durch die Analyse der Walhai-Umwelt-DNA unter anderem möglich, neue Informationen über die genetische Vielfalt der Population zu gewinnen. Die Forscher konnten unter anderem die Größe der Population im Arabischen Golf, aber auch im Indopazifik schätzen – und wie sie sich genetisch von den Walhaien im Atlantik unterscheidet. Vor allem aber belegte die Untersuchung einmal mehr, wie groß das Potenzial ist, das in Umwelt-DNA-Untersuchungen steckt. (tasch, 22.11.2016)