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Andreas Herzog (links) und Jürgen Klinsmann sind in den USA Geschichte. Neuer Teamchef wird Bruce Arena.

Foto: AP/Martin Meissner

Wien – Die Mechanismen des Fußballs greifen logischerweise auch in den USA. Der 48-jährige Andreas Herzog ist seit Montagabend Assistent von Jürgen Klinsmann gewesen, weil der Teamchef vom US-Verband gefeuert wurde. Sein Nachfolger heißt Bruce Arena. Der 65-Jährige hatte das US-Nationalteam bereits von 1998 bis 2006 betreut und führte es 2002 in Japan und Südkorea bis ins WM-Viertelfinale.

Klinsmann hat Herzog angerufen, ihm das Unerfreuliche mitgeteilt. "Es war klar, dass auch ich weg bin." Verliert man in der WM-Quali 1:2 gegen Mexiko und 0:4 in Costa Rica, "ist man schon während des Rückflugs auf einiges gefasst, fällt nicht aus den Wolken".

Herzog ist wieder in Wien, der Jetlag liegt in den letzten Zügen. In den nächsten Tagen und Wochen möchte er sich sammeln und über seine Zukunft nachdenken. "Ohne Panik, in aller Ruhe." Der Vertrag wäre bis 2018 gelaufen, über die Auszahlung werde man sicher nicht streiten. Die fünf Jahre in den USA seien "wunderbar" und "lehrreich" gewesen. "Ein traumhaftes Abenteuer, das ich nicht missen möchte." Das Verhältnis zu Klinsmann sei innig und von Respekt geprägt gewesen. "Wir waren und sind auf einer Linie. Ich will aber in der Öffentlichkeit nicht groß über ihn reden, das steht mir nicht zu."

Als das Angebot Ende 2011 eintrudelte, hat Österreichs Rekordinternationaler (103 Länderspiele) sein selbst gegebenes Versprechen gebrochen. "Ich wollte nie wieder Co-Trainer sein." Er wurde immer wieder als ÖFB-Teamchef gehandelt, geworden ist er es freilich nie. "Ich habe mich nicht selbst ins Spiel gebracht, ich wurde von anderen ins Spiel gebracht." Also hat er sich von Klinsmann überzeugen lassen. "Er hat mir Verantwortung übertragen, ich durfte meine Ideen einbringen und selbstständig arbeiten, mich entfalten. Ich fühlte mich nicht als klassischer zweiter Mann. Wobei klar war, dass Klinsmann die Letztverantwortung trägt."

Fußball hat in den USA einen Schub erhalten, das Nationalteam trug dazu bei. 2013 gewann es den Gold Cup, 2014 stand es bei der WM in Brasilien im Achtelfinale, 2015 schaffte es das Semifinale der Copa America. "Ich bin auch überzeugt, dass wir uns für die WM in Russland qualifiziert hätten. Das können wir jetzt leider nicht mehr beweisen." Es sei sinnlos, "sauer" oder "böse" zu sein. "Ich habe viel gelernt und mich als Persönlichkeit weiterentwickelt."

Das Gelbe vom Ei

Herzog wartet auf Interessenten. Wohl wissend, dass der Markt begrenzt ist. "Die Welt wartet nicht auf mich, ich werde kaum das Gelbe vom Ei bekommen. Ich will aber vernünftig arbeiten können." Herzog ist kein Marktschreier, er möchte nicht über seine Philosophie schwadronieren. "Ich erkläre mich zum richtigen Zeitpunkt." Ein Job bei einem Verein genieße Priorität. "In der täglichen Arbeit kann man mehr bewirken."

Rund fünf Monate pro Jahr ist er in den USA gewesen. "Wie gesagt, es war aufregend. Ich habe Menschen kennengelernt, Freundschaften geschlossen, konnte Kontakte knüpfen." Möglicherweise meldet sich ein heimischer Bundesligaverein, Herzog wäre auch am Amt des Sportdirektors nicht völlig desinteressiert. Er erneuerte das Versprechen, "kein Co-Trainer mehr zu sein. Diesmal falle ich höchstwahrscheinlich nicht um." Er lehnt es strikt ab, zum gefühlten zehnten Mal nicht ÖFB-Teamchef zu werden. Otto Rehhagel, sein früherer Trainer in Bremen und München, hat einmal sinngemäß gesagt: "Erfolg ist kurzfristig. Wichtig ist, dass dich die Leute auch 20 Jahre später noch sehen wollen." Herzog sagt: "Das habe ich in den USA geschafft." (Christian Hackl, 22.11.2016)