Wien – Immer wieder wurden Hubert von Goiserns Lieder in einem Kontext genutzt, der nichts mit den Überzeugungen des Künstlers zu tun hat. In einem offenen Brief – gesendet an das Wahlkampfteam von Norbert Hofer und die John-Otti-Band – verlangt der Sänger nun, dies zu unterlassen.

In dem offenen Brief heißt es: "Immer wieder werde ich in letzter Zeit darauf angesprochen, warum meine Lieder – zum Beispiel dargeboten von der John-Otti-Band – bei Wahlkampfveranstaltungen von Norbert Hofer zu hören sind, obwohl ich bekennender Van-der-Bellen-Unterstützer bin. Auch die Medien haben sich schon mit diesem Thema befasst, was Unmut bei mir auslöst. Schließlich habe ich mich schon in der Vergangenheit immer sehr deutlich und öffentlich gegen die vereinfachende, reaktionäre Denke der blauen Wortführer und deren aufwieglerische Sprache gestellt. Da ich die unbelehrbare Art und die fremdenfeindlichen Ansichten Hoferscher Politik nicht teile, bitte ich Sie und alle anderen Hofer-Wahlkämpfer, von einer weiteren Verwendung meiner Musik Abstand zu nehmen."

Von Goisern betont, er stehe für eine offene, tolerante und solidarische Gesellschaft, für den Abbau der Ängste vor dem Fremden und Neuen und nicht für das Schüren derselben. "Ich stehe dafür, den Veränderungen ins Auge zu schauen und nach vorne zu blicken, nicht für den Versuch, die Zeit aufzuhalten oder gar zurück zu drehen. Darum geht es in meiner Musik und meinen Texten, und diese Gedanken finde ich bei Herrn Hofer nicht wieder."

John Otti zeigt Verständnis

Die John-Otti-Band will dem Wunsch Hubert von Goiserns nachkommen und bei FP-Veranstaltungen auf seinen Song "Brenna tuat's guat" verzichten. "Ich habe kein Problem damit", sagte Bandleader Johannes "John" Otti.

Otti zeigte für das Anliegen Verständnis, zumal der Brief höflich gehalten sei: "Es ist sein Titel, und er hat das nicht bösartig geschrieben."

Und Otti wirbt selbst um Verständnis

Grundsätzlich beklagt Otti allerdings, dass die für ihre Wahlkampfauftritte mit der FPÖ bekannte Band Anfeindungen ausgesetzt sei und von manchen früheren Kunden nicht mehr gebucht werde. "Wir haben wahrscheinlich wirtschaftlich sehr viel verloren", so der Bandleader. Er überlege zwar, künftig auch mehr "künstlerisch unterwegs zu sein" und mehr eigene Songs zu schreiben, aber: "Wir stehen nach wie vor zu dem, was wir machen." (cs, 22.11.2016)