Besonders Facebook steht wegen gelöschter Inhalte in der Kritik

Foto: APA/AFP/Tallis

Die Bürgerrechtler der Electronic Frontier Foundation (EFF) haben einen zweiten Jahresbericht zu Onlinezensur auf sozialen Medien herausgegeben. Die Daten dazu stammen vom Portal Onlinecensorship.org, auf dem Nutzer Vorfälle an die NGO melden können. Im Zentrum des Berichts stehen Facebook und dessen Tochterunternehmen Instagram. Das Dokument zeigt in geballter Form, welche Fehler das größte soziale Netzwerk bei Löschanträgen gemacht hat. Als "bizarrster Fall" wird etwa die Entfernung des Bildes einer Katze im Anzug genannt. Der indische Blogger, der das Foto veröffentlicht hatte, wurde sogar zeitweilig von Facebook gesperrt.

Kampf gegen Nacktheit

Außerdem ist es vor allem Nacktheit, die Facebook blockiert – auch, wenn es sich um Kunstwerke handelt. So wurde etwa die Statue der kleinen Meerjungfrau in Kopenhagen als zu entblößt eingestuft. Große Welle schlug auch der Fall jenes Kriegsfotos aus dem Vietnam-Krieg, auf dem ein nacktes Mädchen zu sehen ist – das zeitgeschichtlich wichtige Dokument wurde ebenfalls gelöscht. Aber auch eindeutig jugendfreie Bilder wie die Hand von Erasmus von Rotterdam, die im 16. Jahrhundert von Hans Holbein gezeichnet wurde, sorgten für Sperren.

Transparentere Löschvorgänge

Die EFF fordert von Facebook nun, den Löschprozess transparenter zu gestalten. Nutzer sollen etwa wissen, welcher Mitarbeiter die Entscheidung getroffen hat, um die Gründe dafür nachfragen zu können. Facebook gerät als Medienunternehmen immer mehr in Bedrängnis, auch wegen der Verbreitung von Fake-News. Unberechtigte Löschungen stellen hier eine zweite Seite derselben Medaille dar. Denn beides demonstriert, welche Macht Facebook durch Löschen oder eben Nicht-Löschen in den vergangenen Jahren erworben hat. (red, 22.11.2016)