Berlin – Der nächste Deutsche Bundestag könnte einer Erhebung zufolge wegen des erwarteten Einzugs von AfD und FDP auf rund 700 Abgeordnete anwachsen. Nach einer Modellrechnung des Meinungsforschungsinstituts Insa könnte die Zahl der Sitze durch Überhang- und Ausgleichsmandate von derzeit 630 auf 698 ansteigen, wie das Magazin "Focus" berichtete.

Das wären 100 Abgeordnete mehr als die offizielle Bundestagsgröße mit 598 Sitzen. Bei einem Einzug von AfD und FDP würde sich der Zweitstimmen-Anteil der anderen Parteien verringern. Dies wiederum erhöht die Zahl der Überhangmandate insbesondere bei der Union. Denn CDU und CSU dürften viele Direktmandate durch die Erststimmen gewinnen.

Überhangmandate entstehen, wenn eine Partei über die Erststimme mehr Direktmandate und damit mehr Sitze erhält als ihr nach ihrem Zweitstimmen-Ergebnis zustehen. Damit dieser Überhang das Wahlergebnis nicht verfälscht, bekommen die anderen Parteien dafür Ausgleichsmandate – was den Bundestag vergrößert.

Die Insa-Prognose basiert auf einer aktuellen Sonntagsfrage, nach der die Union bei den Zweitstimmen bundesweit auf 30,5 Prozent kommt, die SPD auf 22,5 Prozent, die AfD auf 13 Prozent, die Linke auf 11,5 Prozent, die Grünen auf elf Prozent und die FDP auf 6,5 Prozent. Bundestagspräsident Norbert Lammert hat vorgeschlagen, die Zahl der Überhang- und Ausgleichsmandate zu deckeln, konnte die anderen Parteien davon aber noch nicht überzeugen.

Das deutsche Parlament wird nach einem gemischten Wahlrecht bestimmt. 299 Abgeordnete werden ein Einer-Wahlkreisen direkt bestimmt; der Mandatar mit der relativen Mehrheit erhält den Sitz im Bundestag. Weitere 299 Abgeordnete werden nach dem Listenwahlrecht so vergeben, dass die Mandatsverteilung insgesamt die Stärkeverhältnisse der Parteien insgesamt widerspiegelt. Berücksichtigt werden dabei nur Parteien, die im ganzen Land mehr als fünf Prozent der Stimmen oder zumindest drei Direktmandate erhalten hatten. (APA, 21.11.2016)