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Der Papst stellte dem Ex-Papst die neuen Kardinäle vor.

Foto: Reuters

Vatikanstadt/Damaskus – Vor zahlreichen kirchlichen Würdenträgern und Gläubigen ist am Samstag im Petersdom im Rahmen einer feierlichen Messe die Kreierung von 17 neuen Kardinälen über die Bühne gegangen. Unter den neuen Kardinälen sind fünf Europäer, vier Nordamerikaner, zwei Südamerikaner, drei Afrikaner, zwei Asiaten und ein Ozeanier.

Vier angehende Purpurträger sind über 80 Jahre alt und damit bei einer Papstwahl nicht stimmberechtigt. Papst Franziskus übergab den neuen Kardinälen im Petersdom das traditionelle rote Birett und den Kardinalsring. Am Ende der feierlichen Messe besuchten Papst und die neuen Kardinäle den emeritierten Papst Benedikt XVI. im Kloster "Mater Ecclesiae" im Vatikan, in dem Josef Ratzinger lebt. Benedikt umarmte seinen Nachfolger Franziskus. Er umarmte und segnete jeden einzelnen Kardinal.

"Guter Samariter"

Unter den neuen Kardinälen befindet sich der Nuntius in der syrischen Hauptstadt Damaskus, Erzbischof Mario Zenari (70), der auf seinem Posten bleiben wird. Darin zeige sich die hohe Bedeutung, die Papst Franziskus dem Syrien-Konflikt zuschreibe, hieß es im Vatikan. Die Kirche müsse heute wie ein "guter Samariter" handeln, sagte Zenari. "Einige von uns kommen aus Ländern, in denen Millionen Menschen – Erwachsene und Kinder – gestorben sind, oder halb tot auf den Straßen ihrer Dörfer oder unter den Trümmern ihrer Häuser zurückgeblieben sind", sagte Zenari vor dem Papst. Er hob die tragischen Folgen von Konflikten hervor, die "unendliches Leid und humanitäre Katastrophen riesiger Dimensionen verursachen". Franziskus appellierte an die Kardinäle, inmitten der "Leiden der Menschen" zu wirken.

Unter die Purpurträger durfte sich auch der Erzbischof von Bangui, Dieudonne Nzapalainga (49), einreihen. Der Papst hatte 2015 die Zentralafrikanische Republik besucht. Aus dem muslimischen Bangladesch wurde der Erzbischof von Dhaka, Patrick D'Rozario (73), zum Kardinal erhoben. Einzig der 87-jährige Sebastian Koto Khoarai, emeritierter Bischof von Mohale's Hoek in Lesotho, war nicht bei der Zeremonie anwesend. Zu den Nicht-Stimmberechtigten zählt auch der im Kommunismus in Albanien als Priester verfolgte Ernest Simoni (88). Er war 1963 nach der Christmette vom damaligen atheistischen Regime verhaftet worden. Simoni wurde zum Tode verurteilt, später wurde die Strafe in 25 Jahre Zwangsarbeit umgewandelt. Nach 18 Jahren im Gefängnis wurde der Priester schließlich freigelassen.

"Virus der Polarisierung"

Bis zum Untergang des kommunistischen Regimes konnte Simoni nur im Untergrund als Priester wirken. Seither wirkte er vielfach als Schlichter für Familienfehden, die in Albanien häufig blutig enden. Franziskus wurde während seines Albanien-Besuchs im September 2014 auf Simoni aufmerksam. Simoni ist der einzige einfache Priester unter den 17 neuen Kardinälen. Der Papst küsste bei der Zeremonie im Vatikan Simoni die Hand. Der neue Kardinal versuchte seinerseits dem Heiligen Vater die Hand zu küssen, dieser erlaubte es ihm jedoch nicht.

In seiner Predigt warnte der Papst vor dem "Virus der Polarisierung". "Wir erleben eine Zeit, in der in unseren Gesellschaften die Polarisierung und die Ausschließung als einzige Möglichkeit zur Lösung von Konflikten seuchenartig wieder aufleben. (...) Wie viele Situationen der Unsicherheit und des Leidens werden durch die Zunahme der Feindschaft unter den Völkern, unter uns, ausgesät", sagte der Heilige Vater.

Das Kardinalskollegium zählt nach den neuen Ernennungen beim Konsistorium nach derzeitigem Stand 121 wahlberechtigte Kardinäle. Die Obergrenze liegt bei 120. Schon am 28. November wird aber der Senegalese Theodore-Adrien Sarr 80, erreicht damit die Altersgrenze und verliert damit sein Stimmrecht.

Das Konsistorium, die Vollversammlung der Kardinäle, fand einen Tag vor dem Ende des außerordentlichen Heiligen Jahres der Barmherzigkeit statt. Am Sonntag wird der Papst die am 8. Dezember 2015 geöffnete Heilige Pforte des Petersdoms nun wieder schließen. Franziskus wird gemeinsam mit den neuen Kardinälen die Heilige Messe feiern. Schärfste Sicherheitsvorkehrungen wurden in Rom in Hinblick auf die Zeremonie zum Jubiläumsende ergriffen.

Als Konsistorium bezeichnet man in der katholischen Kirche eine Vollversammlung der Kardinäle. Das größte Konsistorium der Kirchengeschichte veranstaltete 2001 Johannes Paul II., als er gleichzeitig über 40 neue Kardinäle ernannte. Dabei überschritt er die von Paul VI. im Jahr 1968 erlassene Höchstzahl von 120 Wahlberechtigten – zeitweise gab es unter Johannes Paul II. 135 Purpurträger unter 80 Jahren. (APA, 19.11.2016)