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"Man sollte die ganze EU überdenken und neu starten", findet Bengt Holmström.

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Brüssel – Harsche Kritik an der Struktur der EU und eine Empfehlung zu radikalen Veränderungen richtet der finnische Nobelpreisökonom und Wirtschaftswissenschaftler Bengt Holmström an die Adresse Brüssels. "Man sollte die ganze EU überdenken und neu starten", sagte er der "Süddeutschen Zeitung".

"Vergesst den Ehrgeiz, alles zu regulieren. Konzentriert Euch auf das Wesentliche." Wesentlich wäre etwa eine gemeinsame Verteidigungspolitik angesichts der neuen Bedrohung durch Russland, meinte der Nobelpreisträger 2016.

Schlechter Vertrag

"Wenn Sie einen schlechten Vertrag sehen wollen, schauen Sie sich die EU an", sagt der in den USA lehrende Wissenschaftler, der für seine Arbeiten zur Vertragstheorie ausgezeichnet wurde. Europa habe keinen Plan dafür gehabt, dass ein Mitglied wie Großbritannien den Club verlasse. "Das war sehr naiv."

Holmström schlägt unter anderem ein Ende des Vetorechts innerhalb der EU vor und führt dazu das Beispiel des Handelsabkommens Ceta der EU mit Kanada an. So hätte die belgische Region Wallonie fast den Vertrag für 500 Millionen Europäer gekippt. "Wenn jeder ein Veto hat, wird das Ganze sinnlos." (APA, 19.11.2016)