Moskau treibt ein gefährliches Spiel: Die Gesetzesinitiative, russische Wehrpflichtige mit Verträgen für Auslandseinsätze auszustatten, lässt der russischen Führung freie Hand, künftig ihr Engagement in Syrien (oder in anderen Konflikten) deutlich auszubauen. Bisher beschränken sich russische Aktivitäten im Nahoststaat weitgehend auf Luftschläge und das verschleierte Vorhandensein von Militärberatern in der syrischen Armee. Zuletzt wurden in Moskau Stimmen lauter, dass allein Luftunterstützung Assad nicht reichen werde, um den Krieg zu gewinnen.

Doch ein Einsatz von Bodentruppen ist für den Kreml höchst riskant – die Opferzahlen würden schnell steigen, das haben Afghanistan und Tschetschenien gezeigt. Eben um unliebsame Erinnerungen an den langen und verlustreichen Afghanistankrieg bei den Russen zu verhindern, hat Präsident Wladimir Putin stets betont, dass Moskau nur Luftunterstützung geben werde.

Die Gesetzesinitiativen der letzten Zeit lassen allerdings daran zweifeln, dass der Kreml es mit der Losung eines "begrenzten Einsatzes" noch ernst meint: Dass Meldungen über Gefallene zur Verschlusssache gemacht wurden, ist bereits ein Warnschuss, dass Russland stärker involviert ist, als zugegeben wird. Die Initiative, nun auch Wehrpflichtige an die Terrorfront zu schicken, ist ein Vorzeichen dafür, dass eine weitere Eskalation bevorsteht. (André Ballin, 17.11.2016)