Die Stadt Salzburg biete mehr Kultur als nur im Sommer die Festspiele. Das will der Dachverband der Salzburger Kulturstätten als Kulturhauptstadt 2024 zeigen.

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Salzburg – Nach 2003 (Graz) und 2009 (Linz) ist Österreich im Kalender der europäischen Kulturhauptstädte wieder für das Jahr 2024 vorgemerkt – übrigens gemeinsam mit Estland. Welche Stadt den begehrten Titel und die damit verbundenen 1,8 Millionen Euro EU-Mittel erhält, wird in einem innerösterreichischen Wettbewerb im Jahr 2020 entschieden. So sehen es die EU-Regeln vor.

Bis dato hat nur Vorarlberg mit Bregenz, Dornbirn, Feldkirch und Hohenems als Region wirklich Interesse bekundet. In Salzburg versucht der Dachverband Salzburger Kulturstätten und ein aus Kulturschaffenden bestehendes Personenkomitee seit rund einem Jahr, eine Diskussion um die Bewerbung zu entfachen.

Der Erfolg blieb vorerst überschaubar: Der Kulturlandesrat der Grünen, die grüne Bürgerliste in der Stadt und die Neos stehen dem Vorhaben positiv gegenüber. ÖVP und SPÖ – sie stellen Landeshauptmann und Bürgermeister – lehnen eine Bewerbung hingegen kategorisch ab. Ein "Strohfeuer", das bis zu 100 Millionen Euro koste, kommt für Bürgermeister Heinz Schaden (SPÖ) nicht infrage. Die ÖVP wiederum hält die Bewerbung für überflüssig, weil Salzburg mit den Festspielen ohnehin jeden Sommer Kulturhauptstadt sei.

Keine teuren Kulturbauten

Das Kostenargument lassen die Kulturschaffenden aber nicht gelten. Das Konzept der Kulturhauptstädte sei längst weggekommen von den teuren Kulturbauten. Es stehe jeder Stadt frei, ein Budget festzulegen. Für Salzburg rechne man mit einigen wenigen Millionen, die angesichts des Budgetüberschusses leicht aufzubringen seien.

Es gehe auch nicht um den Titel "Kunsthauptstadt", sondern um Kultur um weiteren Sinn: Kunst, Infrastruktur, Ökologie, Sozial- und Wohnungsfragen sowie um eine Auseinandersetzung mit der Zukunft der Region.

2000 Unterstützer

Dass man über den Sommer ohnehin Weltkulturhauptstadt sei, ersetze den Prozess ,über die Zukunft nachzudenken, nicht. Salzburg sei derzeit vor allem "Weltkulturimporteur", sagt der Vorsitzende des Dachverbands Salzburger Kulturstätten, Karl Zechenter: "Mit der Kulturhauptstadt kann Salzburg zeigen, dass hier auch international interessante Kunst produziert wird und nicht nur im Sommer importiert wird."

Bis 2018 müssen sich innerösterreichisch die Regionen offiziell bewerben. Komme es in den nächsten Wochen und Monaten nicht zu ernsthaften Gesprächen mit den Verantwortlichen, wollen Dachverband und Personenkomitee auf Stadtebene ein Bürgerbegehren starten. Dass die für eine Behandlung des Themas im Gemeinderat notwendigen 2000 Unterstützungserklärungen leicht übertroffen werden können, daran zweifelt niemand. Landesweit vertritt der Dachverband 78 Kultureinrichtungen, die in Summe ein Millionenpublikum haben. (Thomas Neuhold, 18.11.2016)