Wenn Männer Frauen die Welt erklären, obwohl Letztere mehr Expertise haben, nennt man das Mansplaining. In Schweden können sich Betroffene nun bei einer Hotline melden. Das sorgte vor allem bei Männern für Kritik.

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Wenn Männer Frauen die Welt erklären, nennt man das Mansplaining. Besonders die Arbeitswelt liefert eine Menge Gelegenheiten dafür – die schwedische Gewerkschaft Unionen nahm das zum Anlass, eine Beratungsstelle einzurichten. Wer sich durch eine belehrende Meinung von Kollegen belästigt fühlt, kann sich dort melden. Mansplaining sei eine Methode der Unterdrückung, die am Arbeitsplatz sowohl Diskriminierung als auch mangelnde Chancengleichheit erzeuge und unterbunden werden müsse, heißt es in der Pressemitteilung.

Karriere eines Begriffs

Für den Begriff Mansplaining ist das der Höhepunkt einer steilen Karriere: Diese begann 2008 mit dem Essay der amerikanischen Autorin Rebecca Solnit. In "Men Explain Things to Me" verwendete sie den Ausdruck zwar nicht, er tauchte dann aber in mehreren feministischen Blogs auf. Solnit lieferte die Definition – wer den Begriff erfunden hat, weiß niemand.

Seit 2012 zeigt Google Trends einen massiven Anstieg entsprechender Suchanfragen, Blogs wie Academic Men Explain Things to Me und zahlreiche Memes vergrößerten den Bekanntheitsgrad zusätzlich. 2014 wurde Mansplaining schließlich ins Oxford English Dictionary aufgenommen, vier Jahre zuvor schon auf die Liste der Wörter des Jahres in der "New York Times".

Kritik an der Hotline

In Schweden steht die neue Hotline Gewerkschaftsmitgliedern jeden Tag von zehn bis 16 Uhr zur Verfügung. Beantwortet werden die Anfragen von feministischen Politikern und Wissenschaftern. Von ihnen gebe es dann Tipps, wie man am besten darauf reagiert und kontert. Es gehe darum, kleinere Probleme beiseitezuschaffen, bevor sie zu größeren werden, heißt es vonseiten der Gewerkschaft. Mansplaining trage nämlich auch dazu bei, dass Männer mehr verdienen als Frauen und auch schneller befördert werden.

Auf der Facebook-Seite der Gewerkschaft gab es für die neue Initiative der britischen Zeitung "Independent" zufolge sehr viele negative Reaktionen – hauptsächlich von Männern. Wie denn Frauen reagieren würden, wenn es eine Hotline für Betroffene von weiblichem Geweine (female whining) gäbe, wollte zum Beispiel ein User wissen.

Inflationärer Gebrauch

Von der Gewerkschaft kam die Antwort, dass man natürlich nicht alle Männer in einen Topf werfen wolle. Es sei aber bekannt, dass mehr Männer als Frauen in dieses Muster fallen. Die Gewerkschaft zitiert eine Studie der American Psychological Association, wonach Männer einen stärkeren Hang zur Selbstüberschätzung haben.

Rebecca Solnit warnte im "Zeit-Magazin" vor übermäßigem Gebrauch des Wortes. Sie habe den Eindruck, "der Begriff wird inzwischen ein bisschen inflationär angewandt". Nicht jedes Mal, wenn Männer etwas erklären, handelt es sich automatisch um Mansplaining. Vielmehr gehe es darum, dass jemand (der Mann) die Position einer Autorität einnimmt, über die er nicht inhaltlich verfügt, sondern lediglich aufgrund seines Geschlechts. Solnit interessiere, "wie bestimmte Annahmen – ich bin wichtiger, meine Rechte sind größer als deine, ich verdiene mehr Platz – dazu führen, dass ich jemanden bei einer Konferenz oder am Esstisch nicht zu Wort kommen lasse, und ebenso dazu, dass ich noch schlimmere Dinge tue, um jemanden um sein Recht zu bringen". (lhag, 17.11.2016)