"Obama hätte Trump weggefegt, das zeigen alle verfügbaren Daten.": Andrei Markovits.

Foto: University of Michigan

Das Resultat dieser Wahl ist der größte politische Schock meines erwachsenen Lebens. Nicht im Sinne von 9/11 oder dem Tod eines Freundes. Es war ein Schock, weil ich es einfach nicht erwartete, weder von der normativen noch von der empirischen Seite. Als Politikwissenschaftler zeigt mir die Wahl Trumps, wie viel wir trotz aller quantitativen Errungenschaften meiner Wissenschaft nicht wissen und nicht beherrschen; dass unsere Methoden zu kurz greifen, sowohl in ihrer technischen Implementierung als auch in ihrer Konzeptionalisierung, die in diesem Fall die rurale Wut kontinentalen Landes total missverstanden und daher falsch gewichtet hat. Aber nach vielen Stunden des Trauerns, des Wütens und der Beschuldigungen muss mit dem Jammern Schluss sein.

Ich und meine Kollegen müssen uns an die Arbeit setzen und studieren, warum Millionen Menschen, die zweimal hintereinander Obama gewählt haben, nun Trump wählten. Make no mistake about this: Hillary hat diese Wahl verloren, und nicht Trump sie gewonnen. Obama hätte Trump weggefegt, das sehen wir an allen verfügbaren Daten.

Wir müssen Trump aber die Chance einer unerwarteten Kursänderung und Kehrtwende geben. Falls diese Änderung nicht kommt, heißt es, die Hemdsärmeln aufzukrempeln und Gegendruck zu leisten. Die Hysterie der Verlierer (auch in meinem Fach) muss aufhören. Wir sind keine unmündigen Kinder, sondern Erwachsene, die gegensteuern können – und werden.

So lange weiterhin die besten Studierenden, Lehrenden und Forscher/innen aus der ganzen Welt an unsere Spitzenuniversitäten kommen, so lange Trumps xenophobe Wahlkampfrhetorik nicht in Taten umgesetzt wird, sehe ich keine unmittelbaren Auswirkungen auf die Tätigkeiten der Forschung und Lehre an amerikanischen Universitäten. (18.11.2016)