Emmanuel Macron würde gerne Hollande beerben.

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Für viele Franzosen ist Emmanuel Macron der Mann der Zukunft, der Star, der Überflieger. Zwei Jahre als Wirtschaftsminister – von August 2014 bis August 2016 – reichten ihm, um nicht nur aus dem Schatten von Präsident François Hollande zu treten, sondern den politischen Ziehvater sogar dermaßen zu überstrahlen, dass es einer Demütigung gleichkam.Spätestens mit der Gründung seiner Partei "En Marche" im vergangenen April war klar: Der 38-Jährige marschiert Richtung Élysée-Palast – wie es der Name seiner Gruppierung suggeriert.

Macrons Herkunft und Lebenslauf würde viele Schwiegermütter entzücken: 1977 in der nordfranzösischen Picardie geboren, ging der Sohn einer Professorin für Pädiatrie und eines Neurologen in Amiens zur Schule, wo seine Großmutter als Direktorin ein Auge auf ihn haben konnte. Im Gegensatz zu seinen Geschwistern, die es den Eltern gleichtaten und in die Medizin gingen – die Schwester wurde Nephrologin (Nierenfachärztin) der Bruder Radiologe -, absolvierte er ein Philosophiestudium und erwarb Diplome am Institut d’études politiques und an der École nationale d’administration (ENA) in Straßburg.

Die immer wieder von akademischen Intermezzi geprägte berufliche Laufbahn führte ins Bankwesen, u.a. bei Rothschild, doch schon bald auch in die Politik – zuerst im Umfeld des konservativen Präsidenten Nicolas Sarkozy, später dann auch direkt als Berater von Präsident Hollande, obwohl er 2009 aus dessen sozialistischer Partei ausgetreten war.Hollande hielt dennoch große Stücke auf Macron, der mit seiner ehemaligen, um 24 Jahre älteren Französischlehrerin verheiratet ist. 2014 machte Hollande den damals 36-Jährigen zum Wirtschaftsminister. Davon konnte aber nicht der Präsident profitieren, sondern vor allem Macron selbst, Stiefvater dreier erwachsener Kinder, Stiefgroßvater, passionierter Pianist, Opern-Fan, Fußballer, Tennisspieler und Kickboxer.

Schon als Präsidentenberater hatte sich Macron einen Namen gemacht, und bis heute wird er, ob bewundernd oder spöttisch, "Mozart der Finanz" genannt. Er hat bewiesen, dass er in der akademischen Welt ebenso zu Hause ist wie in der Privatwirtschaft und der hohen Politik. Und möglicherweise hat er auch vom Renaissance-Denker Niccolò Machiavelli gelernt: Über den berühmten Großmeister der politischen Machtspiele schrieb Macron schließlich seine Abschlussarbeit an der Uni. (Gianluca Wallisch, 16.11.2016)