Hätten Sie mich vor einer Woche gefragt, ob ich glaube, dass man gleichzeitig euphorisch und doch zutiefst deprimiert sein kann, hätte ich geantwortet, dass ich mir das nicht vorstellen kann.
Aber dann kam dieser Sonntag. Und ziemlich genau um halb zehn Uhr am Vormittag erlebte ich genau das: die Dualität von Jubel und Tristesse – an einem Ort; zur selben Zeit; aus einem Grund.
Ich war in Athen. Und gegen halb zehn Uhr betrat ich das Panathinaikos-Stadion. Wobei "betrat" nicht stimmt: Ich lief ein – um es pathetisch-großspurig zu sagen.
Denn dramatischer, klassischer, epochaler und emotionaler als hier kann ein Zieleinlauf nicht sein: Dort, wo alles, was sich rund um den Begriff Marathon versammelt – Legenden, Geschichte und Wahrheit ebenso wie Mythos, Lügen und Propaganda –, seinen Ursprung nahm, ins Ziel zu laufen, ist kaum zu toppen. Nicht, wenn man gern läuft.
Ich war selig: Was gibt es Schöneres, als beim Athen-Marathon ins Ziel zu kommen?
Ich war verzweifelt: Ja, ich war gelaufen. Ja, auf der Medaille würde das M-Wort stehen. Aber: Nein, das, was ich hier soeben gelaufen war, war trotzdem kein Marathon.