Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil war in Israel.

Israel habe ein "irrsinniges Know-how" auf dem Gebiet der Cybersicherheit, sagte Hans Peter Doskozil dem STANDARD, und Österreich sollte das nützen und "eigene Kompetenzen aufbauen". Der Verteidigungsminister, der sich auf einem dreitägigen Arbeitsbesuch in Israel befindet, hatte zuvor in Tel Aviv ein "sehr freundschaftliches Treffen" mit seinem israelischen Amtskollegen Avigdor Lieberman gehabt und zeigte sich "sehr froh", dass es von Seiten Israels Bereitschaft zur Zusammenarbeit gebe – man werde "in naher Zukunft auch ein entsprechendes Abkommen abschließen".

Ausbau der Cyberabwehr im Bundesheer

Die Israel-Reise war für Doskozil, den Generalstabschef Othmar Commenda begleitet, der Anlass gewesen, Pläne für einen Ausbau der Cyberabwehr im österreichischen Bundesheer bekanntzugeben. Dabei soll ein eigenes "Cyberkommando" geschaffen werden, und das Heer soll bis zu 350 zusätzliche Informationstechnologie-Fachkräfte aufnehmen. Für Ausrüstung sowie Schulungs- und Forschungszentren will Doskozil rund 60 Millionen Euro aufwenden. "Wir müssen unsere Kompetenzen schärfen, speziell im Cyberbereich, im Bereich Terrorismus", so Doskozil, "wir wissen seit den letzten Jahren, dass der Terror in Europa angekommen ist". Israel habe "in diesem Segment gehörig an Erfahrung angehäuft, und da gilt es zu kooperieren".

Eben mit den Themen Innere Sicherheit und Schutz gegen digitale Bedrohungen ("Homeland Security and Cyber") befasst sich eine große Konferenz in Tel Aviv, bei der Doskozil am Mittwoch sprechen wird. Damit ist eine Fachmesse mit 160 israelischen Ausstellern verbunden – die Spanne reicht vom Schutz "kritischer Infrastruktur" wie Elektrizitätswerke oder Flughäfen über unbemannte Fahrzeuge und Flugkörper bis hin zur Gegenoffensive gegen Hacker-Angriffe. "Israel liegt hier an der Spitze", sagt Achiad Alter, der Cyber Security Manager eines israelischen Regierungsprogramms, der Grund dafür sei "eine Kombination aus der Notwendigkeit, uns zu verteidigen, und einem innovativen Geist". Mit israelischer Technologie und israelischen Methoden, glaubt Alter, hätten etwa die Anschläge auf die Flughäfen in Brüssel und Istanbul vielleicht verhindert werden können: "In Israel haben wir viel Erfahrung auf diesem Gebiet, und wenn man uns gefragt hätte, hätten wir viele Lösungen finden können."

"Datengeprägte" Grenzsicherung

Am Montag war Doskozil mit einem Militärhubschrauber an die Grenze zum ägyptischen Sinai geflogen worden, wobei die Presse nicht zugelassen war. Danach zeigte er sich beeindruckt von der "Art und Weise, wie hier Grenzsicherung betrieben wird". Über einige Jahre waren ja über Ägypten Zehntausende schwarzafrikanische Migranten nach Israel eingesickert, großteils aus dem Sudan und Eritrea, aber Israel hat diesen Strom nun gestoppt – durch eine restriktive Asylpolitik und durch einen hohen Zaun. 2016 seien bisher erst 14 Migranten auf der israelischen Seite aufgegriffen worden, wurde Doskozil erklärt. An einige Stellen wollen die Israelis den Zaun nun von sechs auf zehn Meter erhöhen, die Grenzsicherung sei aber zugleich "sehr datengeprägt" und "sehr personalschonend mit Einsatz von elektronischen Mitteln – das sind sicherlich Aspekte, die wir uns anschauen können und von denen wir auch profitieren können." Außerdem könnten die Europäer daraus lernen, dass es zum Dichtmachen der Grenze "unbedingt einer Kooperation mit den Nachbarstaaten bedarf" – die israelischen Grenzschützer würden eng mit der ägyptischen Polizei zusammenarbeiten. (Ben Segenreich aus Tel Aviv, 15.11.2016)