Washington – Die wegen Spionage zu 35 Jahren Haft verurteilte Wikileaks-Informantin Chelsea Manning hat US-Präsident Barack Obama um eine Strafverringerung noch vor dem Ende seiner Amtszeit gebeten. Laut einer von der "New York Times" am Sonntag veröffentlichten Erklärung schrieb Manning an den scheidenden Präsidenten, er möge dafür sorgen, dass sie nach sechs Jahren freikommt.

Anfang Oktober hatte Manning, die im Militärgefängnis in Fort Leavenworth im Bundesstaat Kansas inhaftiert ist, laut einer Mitteilung ihres Unterstützerkomitees einen zweiten Suizidversuch unternommen. In der Bitte an Obama betonte sie, dass sie nicht um eine Begnadigung bitte. Ihr sei bewusst, dass ihre Verurteilung im Strafregister eingetragen bleiben werde. Sie wolle aber aus dem Militärgefängnis entlassen werden, "nachdem ich sechs Jahre in Isolationshaft verbracht habe". Sie habe niemals "den Interessen der Vereinigten Staaten oder irgendwelchen Staatsbediensteten schaden wollen", betonte Manning.

Dokumente veröffentlicht

Die als Mann unter dem Namen Bradley Manning bekannt gewordene Informantin hatte während der Stationierung im Irak Hunderttausende Armeedokumente sowie Depeschen der US-Diplomatie von Militärrechnern heruntergeladen und der Internet-Enthüllungsplattform Wikileaks zugespielt. Nach eigenen Angaben wollte Manning eine öffentliche Debatte über die Kriege in Afghanistan und im Irak anstoßen.

Im Mai 2010 wurde der damalige Obergefreite Manning auf einem Stützpunkt nahe Bagdad festgenommen. Nach der Verurteilung 2013 kündigte Manning an, sich ab sofort Chelsea zu nennen und als Frau leben zu wollen. Im April 2014 genehmigte ein US-Gericht die Namensänderung. Im Februar vergangenen Jahres erlaubte die US-Armee ihr dann auch eine Hormonbehandlung zur Geschlechtsumwandlung. Obama ist noch gut zwei Monate im Amt. (APA, 14.11.2016)