Nicht mehr grau, sondern weiß, aber immer noch effizient: Frank-Walter Steinmeier.

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Seit Horst Köhler 2010 frustriert als Bundespräsident zurückgetreten war und sein Nachfolger Christian Wulff sein Dasein im Schloss Bellevue vor allem der Verteidigung seiner Geschäftspraktiken widmen musste, gibt es im politischen Berlin eine Sorge: dass wieder jemand die Würde des bundespräsidialen Amtes beschädigen könnte.

Bei Frank-Walter Steinmeier (SPD) muss man diese Befürchtung nicht haben. Er mag nicht für alle wählbar sein, aber dass er präsidiabel ist, zeigt er schon lange – wobei dies nicht ausschließlich als Kompliment zu verstehen ist.

Jedenfalls muss sich anders als bei Köhlers Nominierung niemand fragen, wer Steinmeier eigentlich ist. Der 60-Jährige, der aus Detmold (Nordrhein-Westfalen) stammt, gehört zum Inventar der Sozialdemokraten. Nach dem Jusstudium begann er 1991 seine Laufbahn in der niedersächsischen Staatskanzlei, wo er zuerst für Medienrecht und später für die Büroleitung des damaligen Ministerpräsidenten Gerhard Schröder (SPD) zuständig war.

Wie Schröder stammt auch Steinmeier aus bescheidenen Verhältnissen: Sein Vater war Tischler, seine Mutter arbeitete in einer Fabrik. Doch anders als der ehemalige Kanzler verbreitet Steinmeier nicht diese Testosteron-Aura, er ist zurückhaltender.

"Die Politik braucht unterschiedliche Typen: die Rampensau, den Nachdenklichen, den eher Bauchgesteuerten und hoffentlich auch den, der mit Augenmaß eine gerade Furche zieht", hat er einmal gesagt. Aber an Beharrlichkeit mangelt es ihm nicht, sonst hätte er es nicht so weit gebracht.

Als Schröder 1998 Kanzler wurde, ging Steinmeier mit nach Berlin, leitete das Kanzleramt und arbeitete die Sozialreformen (Hartz-Gesetze) aus. "Graue Effizienz" wird er seither genannt, auch wenn sein Haar mittlerweile nicht mehr grau, sondern schlohweiß ist. Als Angela Merkel 2005 Schröder ablöste, wurde Steinmeier Außenminister.

Vier Jahre später kam es zum Duell zwischen den beiden. Steinmeier trat im Bundeswahlkampf 2009 gegen Merkel an, unterlag aber nach einem recht gemächlichen Wahlkampf und führte, während Merkel mit der FDP regierte, bis 2013 die SPD-Oppositionsfraktion.

Merkel kann gut mit ihm, holte ihn 2013 erneut ins Außenamt. Seither wächst seine Beliebtheit. Dazu trug auch ein unpolitischer Akt bei: Steinmeier hat seiner Frau Elke Büdenbender, einer Verwaltungsrichterin, eine Niere gespendet. (Birgit Baumann aus Berlin, 14.11.2016)