Gérard Biard, Chefredaktuer von "Charlie Hebdo".

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Sie kämpfen für ein aufgeklärtes Europa und müssen sich verstecken. Mitten in Paris, mitten im Zentrum jener Stadt, die für Liberalismus, Emanzipation und Lebensfreude steht wie kaum eine andere. Inna Schewtschenko, Kopf der feministischen Aktionistinnengruppe Femen, und Gérard Biard, Chefredakteur der islamkritischen Satirezeitschrift "Charlie Hebdo", haben gelernt, jeden kleinen Spaziergang mit ihren Personenschützern abzusprechen.

Für das Fernsehformat "Durch die Nacht mit ..." auf Arte ist das eine Herausforderung. Setzt es doch auf den Effekt der gelockerten Selbstkontrolle. In ungezwungener Atmosphäre bei Essen und Trinken sollen die Kameras für ein paar Momente vergessen werden. Schewtschenko und Biard gelingt das kaum – zu tief sitzen Angst, Wut und Resignation. Und doch geloben sie weiterzumachen.

Kritik aus eigenen Reihen

"Charlie Hebdo" und Femen haben vieles gemeinsam: Ihren Kampf gegen politische, religiöse und patriarchale Unterdrückung führen sie mit plakativen Mitteln, die nicht nur ihre Gegner zu offener Gewalt veranlassen. Auch mit Kritik aus den eigenen Reihen, mit Islamophobievorwürfen einer von falschem Toleranzdenken geprägten Linken müssen Schewtschenko und Biard umgehen.

Bei der Kölner Silvesternacht, meint Schewtschenko, hätten viele Feministinnen wegen Political Correctness gegenüber Flüchtlingen am Thema vorbeigeredet und nicht klar benannt, aus welchen Gesellschaften diese Männer kommen. Schewtschenko hingegen will Klartext reden. Die Sendung fasst sie in zwei Sätzen zusammen: "Es gibt keine Religionsfreiheit ohne Freiheit von der Religion." Und: "Alle Repression startet und endet mit der Frage der Frau." (Stefan Weiss, 14.11.2016)