Genf – Bei den jüngsten Gesprächen zur Überwindung des seit Jahrzehnten andauernden Zypern-Konflikts hat es nach Angaben der Vereinten Nationen deutliche Fortschritte gegeben. "Während der fünf vergangenen Tage wurden die Territorialfrage und andere Fragen erörtert", erklärte die UNO am Freitagabend in Genf. "Dabei wurden erhebliche Fortschritte erzielt."

Auf Bitten des Präsidenten der Republik Zypern, Nicos Anastasiades, sei vereinbart worden, eine Pause zu machen und die Verhandlungen am 20. November fortzusetzen.

Anastasiades und der Präsident der nur von Ankara anerkannten Türkischen Republik Nordzypern, Mustafa Akinci, hatten seit Montag unter Vermittlung des UNO-Gesandten Espen Barth Eide Gespräche am Schweizer Mont Pelerin geführt.

Ziel der Verhandlungen ist es, eine Föderation aus einem griechischen und einem türkischen Teil zu schaffen. UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon hatte am Montag gesagt, "die Perspektive einer Lösung für Zypern" sei "in Reichweite".

Abstimmungen beider Volksgruppen nötig

Anastasiades und Akinci wollen bei ihren Gesprächen bestimmen, welche der zurzeit von türkischen Truppen besetzten Gebiete an die griechischen Zyprioten zurückgegeben werden sollen. Der zypriotische Präsident hofft, dass die innerzypriotischen Grenzlinien genau kartiert werden. Die türkisch-zypriotische Seite will zunächst nur allgemeine Prinzipien erörtern und das Thema später zusammen mit Sicherheitsfragen klären.

Gelänge am 20. November ein Durchbruch, dann soll eine breitere Konferenz unter Beteiligung der Türkei, Griechenlands, der ehemaligen Kolonialmacht Großbritannien, der UNO und der EU folgen. Bei einer Einigung müsste das gesamte Lösungspaket in getrennten Abstimmungen von den beiden Volksgruppen gebilligt werden.

Zypern ist seit einem von der damaligen Militärjunta in Griechenland gestützten griechisch-zypriotischen Putsch und einer anschließenden türkischen Militärintervention im Jahr 1974 faktisch geteilt. Mehrere Versuche einer Aussöhnung gingen ins Leere, 2004 scheiterte ein von der UNO vorgelegter Plan für eine Wiedervereinigung der Mittelmeerinsel anlässlich ihres EU-Beitritts. Im Mai 2015 wurden die Verhandlungen unter UNO-Vermittlung wieder aufgenommen. (APA, AFP, 12.11.2016)