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Die Volksbanken werden weniger, in der Chefetage des Verbands schlägt sich das nicht nieder. Nun gibt es Aufruhr.

Foto: Reuters / Heinz-Peter Bader

Wien – Im Österreichischen Genossenschaftsverband (ÖGV) geht es: rund. Am Mittwoch wurde der Vorstand der Interessenvertretung, der rund 25 Volksbanken sowie rund 120 Waren- und Dienstleistungsgenossenschaften angehören, abgewählt. Der Verbandsrat (Aufsichtsrat) hat ÖGV-Präsident und Aufsichtsratschef der Volksbank (VB) Wien, Heribert Donnerbauer, zum intermistischen Vorstand bis Juni 2017 gekürt. Sein Präsidentenamt ruht. Abgesetzt wurde der ÖGV-Chef, Verbandsanwalt Christian Pomper.

Damit hat Donnerbauer (Anwalt, Bürgermeister von Hardegg und Ex-VP-Justizsprecher) einen ersten Schritt zum Umbau des Verbands gemacht. Er und Volksbanker wollen, dass künftig ein Board die Verbandsgeschäfte führt. Dem sollen der ÖGV-Präsident und seine Vizepräsidenten (Gerald Fleischmann von der VB Wien und Gerhard Hamel von der VB Vorarlberg) angehören, zudem der Präsident der Genossenschaft Ware, Anton Kovsca. Der Vorstand soll abgeschafft werden.

"An die Wand gedrängt"

Mit diesem Modell will man der Neuordnung der Volksbanken (nach den Fusionen wird es nur noch acht geben) Rechnung tragen und sparen. Und: Pomper hat auch die "abtrünnigen" Volksbanken, die sich nicht in den Volksbankenverbund eingegliedert haben, vertreten, was im Sektor für Unwillen sorgen soll.

Im ersten Akt ist Donnerbauer aber, wie berichtet, gescheitert. Bei der Mitgliederversammlung (Verbandstag) am 6. Oktober brachte er die Satzungsänderung nicht durch, 60 Prozent der Mitglieder stimmten dagegen. Die Volksbanker sprachen zwar von einem "Aufstand der Zwerge" (und meinten damit die "Abtrünnigen"), tatsächlich haben aber vor allem Vertreter der Waren- und Dienstleistungsgenossenschaften (zu solchen gehören beispielsweise Interspar, Red Zac, APA, Taxi- aber auch Rauchfangkehrer-Genossenschaften) gegen die Neuordnung gestimmt. "Der frühere Vorstand hat alle Mitglieder vertreten", erklärt einer von ihnen, "jetzt fühlen wir uns von den Banken an die Wand gedrängt."

Volksbanken: Machtausbau im Aufsichtsrat

Der erste Akt war also vorbei, der zweite folgte am 3. November. Da trafen sich die Volksbanken zu einem "Gruppentag" und stockten die Zahl ihrer Verbandsräte (Aufsichtsratsmitglieder) von zehn auf 14 auf. Zuletzt hatte sich die Zahl verringert, nun wurde – erlaubterweise – nachgewählt. Der ÖGV-Verbandsrat besteht nun also aus sieben Ware-Entsandten, 14 Bankern plus Vorsitzendem. Genug Stimmen, um den ÖGV-Vorstand zu kippen, was die 14 Volksbanker und Donnerbauer eben (dritter Akt) am Mittwoch in der außerordentlichen Verbandsratssitzung eben auch taten.

Die "Ware" will sich das nicht gefallen lassen. "Die Warengenossenschaften fühlen sich von den Kreditgenossenschaften über den Tisch gezogen, wir haben das Vertrauen in Donnerbauer verloren", sagt Karl Lugmayr, Chef der EZ Agrar, die 140 Mitglieder aus dem Landmaschinenhandel hat. "Und", legt Lugmayr nach, "den Allmachtsfantasien des Präsidenten muss Einhalt geboten werden."

Abberufung für Dezember geplant

Der Termin für den vierten Akt im Genossenschaftsdrama steht schon fest. Am 16. Dezember findet die nächste Mitgliederversammlung statt, verlangt haben das 20 Prozent der ÖGV-Mitglieder. Tagesordnungspunkt zwei: "Abberufung des Präsidenten". Dieses Amt ruht zwar sozusagen gerade (und damit auch rund 11.600 Euro im Monat, die Präsident Donnerbauer bis vor kurzem zustanden), aber Donnerbauer wird nicht auf juristische Formalia bestehen, wie er erklärt.

Er sehe der Abwahl "gelassen" entgegen, habe sich für den ÖGV-Job ja 2012 auch nicht beworben: "Ich mache jederzeit Platz."

Fünfter Akt (oder Epilog) wird folgen. (Renate Graber, 12.11.2016)