Alois Stöger hat den Bogen wieder gespannt und böse Banken ins Visier genommen. Diesmal soll der spitze Pfeil des Konsumentenschutzministers die Bawag treffen. Die beutet nämlich Altkunden aus, indem sie deren Kontogebühren erhöht. Stöger, ganz in den Fußstapfen von Robin Hood, will die raffgierige Bank anzapfen und die Beute unter den entrechteten Kunden aufteilen.
Der Retter der Enterbten unterliegt dabei einem Missverständnis: Die Bawag ist nicht der Sheriff von Nottingham, dessen Willkür die Bevölkerung ausgesetzt wäre. Auch wenn die Bank äußerst ungeschickt agiert, hat der Kunde die Möglichkeit, auf alternative Angebote zurückzugreifen. Wenn es einer Strafe für das Geldinstitut bedarf, hat sie selbige ohnehin bereits ausgefasst: Die Negativschlagzeilen werden die Bawag – und wohl die laufenden Bemühungen zur Veräußerung von Anteilen – nicht gerade beflügeln.
Dabei erscheint die mediale Reaktion – zumindest in puncto Bankomatgebühren – reichlich überzogen. Die fällt nämlich bei den neuen Konditionen nur an, wenn ein günstiges Kontoangebot gewählt wird. Es gibt genug Personen, die selten zum Automaten gehen und so billiger fahren. Will man alle Abhebungen im Tarif inkludiert haben, kann man auch eine höhere Pauschale wählen. Wie das halt bei Handyverträgen auch nicht viel anders ist. Keine Frage: Höhere Bankgebühren sind schmerzhaft. Doch solange es Konkurrenz gibt, benötigt man keinen Robin Hood. (Andreas Schnauder, 11.11.2016)