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Es ist eines der Linux-Vorzeigeprojekte, das weltweit für Schlagzeilen gesorgt hat: Die Stadtverwaltung von München hat sich von Microsoft, trotz toller Angebote des US-Konzerns, verabschiedet und setzt seit zehn Jahren auf Linux und andere freie Software. Der Umstieg wird allerdings immer wieder kritisiert – etwa als Microsoft Deutschland unlängst seine neue Konzernzentrale in München eröffnete.

Kritischer Oberbürgermeister

Besonders kritisch steht Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) Linux gegenüber. Er hat ein Gutachten in Auftrag gegeben, das den Einsatz des freien Betriebssystems evaluieren soll. Dieses Gutachten liegt nun heise.de vor. Darin wird nahegelegt, sich wieder von Linux zu verabschieden und auf Windows und Office umzusteigen. Betroffen wären davon einige tausend Rechner. Erstellt wurde die 450 Seiten starke Beurteilung vom Beratungshaus Accenture.

Abschied auf Raten

Linux wird darin keine Zukunft beschieden, der Stadt ein Abschied auf Raten vorgeschlagen. Man rät dazu, dass Abteilungen der Verwaltung die Wahl geben, welches Betriebssystem und welche Bürokommunikation "für ihren Einsatzbereich die passende ist". "Heise" merkt zu der Studie an, dass Kosten für die Remigration zu Microsoft-Produkten nicht berücksichtigt worden seien. Die Ausgaben für das Architektur- und Client-Programm wurden pauschal auf auf 18,9 Millionen Euro taxiert.

Kritik an Linux kommt auch von einzelnen Abteilungen der Stadtverwaltung. Sie bemängeln die Qualität von Libre Office, die Sicherheit von Open-Source-Software und fehlende Barrierefreiheit.

Kritik am Gutachten

Kritik an dem Gutachten kommt von der Free Software Foundation Europe (FSFE). Sie beklagt, dass sich die Gutachter anscheinend von der Option leiten ließen, "Limux loszuwerden". Es wäre "traurig", wenn der Stadtrat dem folgen würde, zumal die Kosten für Anschaffung und Betrieb Windows-10-kompatibler Computer noch völlig offen seien. Zudem verweist die FSFE auf die Zusammenarbeit von Microsoft und Accenture.

Wienux

Neben München war auch Wien ein Vorreiter in Sachen Linux am Desktop. Allerdings verschwand das freie Betriebssystem wieder von der Bildfläche, als sich die Stadt Programme zulegte, die nur unter Windows laufen. In Wien setzte Microsoft viele Hebel in Bewegung, um nicht von Linux verdrängt zu werden. (red, 11.11.2016)