Catherine Patz-Fischer und Thomas Patz gehört das Wiener Bio-Streetwear-Label Nullkommasiebenprozent. In ihrer Wohnung beim Rennweg werden beim Fernsehen gerne noch schnell ein paar Shirts bedruckt.

"Vor elf Jahren, also ein halbes Jahr nachdem wir uns kennengelernt hatten, sind wir zusammengezogen. Erst ins Kinderzimmer von Thomas, dann, ein halbes Jahr später, in unsere erste eigene Wohnung. Die hatte 29 Quadratmeter und war ziemlich schnell voll. Unsere nächste Wohnung war auch nicht viel größer. Schließlich sind wir durch Cathis Bruder, der hier wohnt, auf dieses Wohnprojekt aufmerksam geworden und 2012 eingezogen.

Thomas Patz und Catherine Patz-Fischer in ihrer Wohnung im dritten Bezirk, in der sie auch viel arbeiten: "Wenn wir fertig sind, räumen wir zusammen und sind schon zu Hause ."
Foto: Lisi Specht

Die Wohnfläche beträgt 82 Quadratmeter. Jetzt haben wir drei Zimmer und endlich mehr Platz. Den brauchen wir, weil wir viel von zu Hause aus arbeiten. Das Trennen von Wohnen und Arbeiten funktioniert ganz schlecht. Aber irgendwie ist es auch schön, alles zu Hause machen zu können. Wenn uns untertags im Geschäft ein T-Shirt ausgeht, dann können wir es am Abend im Wohnzimmer noch schnell bedrucken. Und wenn wir fertig sind, dann räumen wir zusammen und sind zu Hause.

Unser Lieblingsplatz? Eindeutig die Couch. Das ist unser Feierabendplatz. Wenn wir Besuch haben, dann stehen meistens alle in der Küche. Mittlerweile schaut die Wohnung schon ein bisschen vollgeräumter aus. Wir wollten es wirklich schön haben, daher kommen Möbelstücke erst nach und nach dazu. Wir wollen Möbel, die uns auch in zehn Jahren noch gefallen. Viele der größeren Möbel sind von Ikea – ein massiver Holztisch ist sonst unleistbar. Aber wir kombinieren sie mit Vintage-Möbeln. Die Thonet-Sessel haben wir im Kammerl von Thomas' Urgroßvater gefunden. Und wir haben Souvenirs von unseren Reisen. Aber oft sind wir als Backpacker unterwegs und haben gar keinen Platz für Mitbringsel.

Fotos: Lisi Specht

Wenn wir mehr Zeit hätten, würden die Bilder von unseren Reisen nach Thailand oder Kuba mittlerweile schon an der Wand hängen. Nur die Fotos von unserer Hochzeit vor drei Monaten haben wir schon aufgehängt. Dafür hängt das etwas mitgenommene Hochzeitskleid noch immer im Schlafzimmer und wartet auf die Reinigung. Allerdings gefällt es uns dort mittlerweile, weil es eine so schöne Erinnerung ist.

Dort, wo es möglich ist, haben wir Pflanzen. Eine Pflanze macht eine Wohnung erst gemütlich, finden wir. Die meisten schauen aber nicht unbedingt aus, als wären sie die stärksten, weil sie größtenteils selbstgezüchtet sind oder doch mehr Sonne benötigen würden, als wir ihnen bieten können.

Wir wohnen in einem Passivhaus. Das beeinflusst unser Wohnen nicht sonderlich, außer dass wir keine Heizkörper haben. Außerdem verstaubt alles ein bisschen schneller. Aber das könnte auch daran liegen, dass rundherum viel gebaut wird. Die Wände im Haus sind wahnsinnig dick. Man ist richtig abgeschnitten von den Nachbarn. Nur die Kinder über uns hören wir trampeln und einen Opernsänger, der irgendwo in der Nähe wohnen muss, schon mal drei Stunden lang die Tonleiter singen.

Fotos: Lisi Specht

Wohnen ist für uns Wohlfühlen. Wir haben oft Besuch, und unsere Freunde sagen dann immer, dass sie es hier so gemütlich finden. Sie legen sich dann gleich aufs Sofa und gehen nicht mehr heim. Wir versuchen nicht nur bei unserem Modelabel, sondern auch beim Wohnen auf Nachhaltigkeit zu achten und zu vermeiden, dass der Müllberg ins Unermessliche wächst. Seit uns unsere Vespa vor eineinhalb Jahren direkt vor der Haustüre gestohlen wurde, sind wir außerdem immer mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs. Die Gegend hier nennen wir immer liebvoll "Kleinfamilienhölle", weil sich nicht besonders viel tut und viele Familien hier wohnen. Dass ausgerechnet hier unsere Vespa gestohlen wurde, können wir noch immer nicht ganz fassen." (14.11.2016)