St. Pölten – Österreichs U21-Fußball-Nationalteam muss im EM-Qualifikations-Play-off über sich hinauswachsen. Gegen den vierfachen U21-EM-Champion Spanien ist die Auswahl von Teamchef Werner Gregoritsch nicht nur aufgrund vieler Ausfälle krasser Außenseiter. Teil eins des Kampfs um ein Ticket für die Endrunde 2017 in Polen steigt am Freitag (18.30 Uhr/live ORF Sport +) in der NV Arena in St. Pölten.

Die Vorzeichen für die Partie stehen aus ÖFB-Sicht aber nicht gerade gut. Toptorschütze Michael Gregoritsch, der in der Quali bei sechs Einsätzen neunmal traf, Valentino Lazaro (5 Spiele), Alessandro Schöpf (5) und Louis Schaub (3) sind mittlerweile ins A-Team aufgestiegen. Zudem mussten wichtige Spieler wie Werder Bremens Florian Grillitsch (6/1) oder Austrias Tarkan Serbest (5) schon vor Tagen verletzt absagen. Am Donnerstag fiel jetzt auch noch Thomas Murg aus, der Rapidler reiste wegen Hüftproblemen aus dem Teamcamp in Bad Erlach ab.

"Wir konzentrieren uns ausschließlich auf die Spieler, die wir zur Verfügung haben. Denen vertraue ich zu einhundert Prozent", sagte Gregoritsch. Seinen Kader hatte er seit der Bekanntgabe am 2. November schon mehrmals ändern müssen, auf eine vierte Nachnominierung nach jenen von Rapid-Goalie Paul Gartler (für Markus Kuster) und Florian Sittsam sowie Andreas Gruber verzichtete er nun aber.

Von der Papierform gibt es aber nicht nur aufgrund der Personalsorgen für die bisher noch nie bei einer EM vertretenen Österreicher nichts zu holen. Die Spanier reisten am Donnerstag mit einem 180-Millionen-Euro-Kader an, alleine Atletico Madrids Offensivspieler Saul Niguez ist laut transfermarkt.at 35 Millionen Euro wert. Das ist fast dreimal so viel wie der ganze ÖFB-Kader zusammen, der mit 12,5 Millionen Euro beziffert wird. Nur Salzburgs Konrad Laimer (2) und Austrias Christoph Martschinko (1,5) liegen dabei über der Millionenmarke. Zum Vergleich dazu ist Espanyols Abwehrspieler Aaron Martin der einzige Spanier, der darunter liegt.

"Der Druck lastet auf ihnen"

"Spanien hat einen beeindruckenden Kader und ist klarer Favorit. Der Druck lastet auf ihnen", betonte Gregoritsch. Vorzeitig geschlagen geben will man sich im ÖFB-Lager aber nicht. Mut macht ein Blick auf die zu Ende gegangene Qualifikation. Da gab es für die Spanier gegen Schweden zweimal keinen Sieg (jeweils 1:1) und daher nur Gruppenplatz zwei. Zu Hause gegen Kroatien hatte es zudem eine 0:3-Niederlage gesetzt. "Diese Spiele haben wir uns natürlich genau angesehen und unseren Plan entwickelt", blickte der 58-jährige Steirer optimistisch voraus.

Seine Elf hofft darauf, dass sich durch die offensive Ausrichtung der Iberer Räume ergeben. "Wir werden versuchen, daraus Kapital zu schlagen. Wenn wir mit positiver Aggressivität, Einsatz und Leidenschaft dagegenhalten, bin ich überzeugt, dass wir uns eine gute Ausgangsposition für das Rückspiel schaffen können", sagte der ÖFB-U21-Coach. Das geht am Dienstag (18.00 Uhr) in Albacete über die Bühne. Da könnte es eventuell Verstärkung vom A-Team geben, da dieses an dem Tag nur ein Testspiel gegen die Slowakei bestreitet.

Es könnten dann aber auch wichtige Spieler fehlen, droht doch Real Madrids Innenverteidiger Philipp Lienhart, Dominik Wydra, Christoph Martschinko und Lukas Jäger bei einer weiteren Gelben Karte eine Sperre. Ein Out im Play-off wäre das zweite nach 2008, damals hatte man sich Finnland erst im Elfmeterschießen geschlagen geben müssen.

Die Spanier, U21-Europameister von 1986, 1998, 2011 und 2013, wollen am liebsten schon in Niederösterreich alles klarmachen. "Wir müssen gegen Österreich jetzt unseren Job machen. Es ist mein großes Ziel, dass wir uns für die EM in Polen qualifizieren und dann wollen wir dort den Titel holen", sagte Gerard Deulofeu. Der 22-jährige Everton-Offensivspieler ist Spaniens Kapitän und zudem mit 15 Toren gemeinsam mit Rodrigo U21-Rekord-Torschütze. Mit seinem 31. Einsatz gegen Österreich avanciert er auch zum Rekordspieler, zieht mit Iker Muniain gleich.

"Uns erwartet ein harter Gegner, es wird nicht einfach, im Play-off gibt es nur noch gute Teams", warnte Spaniens Trainer Albert Celades. Aufpassen müsse man vor allem auch aufgrund der Stärke der ÖFB-Auswahl in der Luft, dank einiger groß gewachsener Akteure. Nicht zur Verfügung steht ihm Arsenals 20-Millionen-Rechtsverteidiger Hector Bellerin, der wegen einer Zerrung absagen musste. Ein Out wie im Play-off im Oktober 2014 gegen Serbien (0:0,1:2) soll es aber trotzdem nicht geben. (APA; 10.11.2016)