Wien – Es ist eine pikante Angelegenheit, die gerade die österreichische Industrie beschäftigt. Sie handelt vom Präsidenten der Industriellenvereinigung, Georg Kapsch, und Hans Peter Haselsteiner, Strabag-Großaktionär und früherer Chef des Baukonzerns. Beide Tycoons waren einst für das Liberale Forum aktiv, und beide vertreten bis heute wirtschaftsliberale Positionen. Doch in einer Frage spießt es sich gewaltig. Und wie es bei Alphatieren so ist, führt eine Meinungsverschiedenheit rasch zum Bruch.

Die Strabag verabschiedet sich nun aus der IV. Das Austrittsschreiben sei bereits eingereicht, "die Entscheidung ist irreversibel", sagte Haselsteiner dem Magazin "Trend". Die Gründe werden zwar offiziell nicht genannt, sie sind aber auch kein Geheimnis. Den Anstoß für den Schritt gab Haselsteiners "Nein zum Öxit"-Kampagne, die kommende Woche wiederaufgenommen werden soll. Der Baulöwe will die gegen Präsidentschaftskandidat Norbert Hofer von der FPÖ gerichtete Aktion in einer erweiterten Fassung erneuern.

Blau-Schwarz-Befürworter in IV

Kapsch sollte als Testimonial für die Kampagne, die vor einem EU-Austritt Österreichs warnt, gewonnen werden. Dem Industriechef sei die Zuspitzung in der Kampagne zu extrem gewesen, heißt es. Das sei – gerade wegen der Populismusvorwürfe gegen die FPÖ – kein probates Mittel, heißt es vom Schwarzenbergplatz.

Überdies hat die Industriellenvereinigung in den eigenen Reihen einige Befürworter einer blau-schwarzen Koalition. Kapsch würde gewichtige Mitglieder mit einem Engagement bei der Kampagne verärgern, wird hinter den Kulissen argumentiert.

Wirtschaftliche Faktoren vertiefen die Spaltung. Strabag und Kapsch sind Konkurrenten: Der Baukonzern hat den Mautsystemanbieter Efkon übernommen. Der "Trend" erinnert zudem daran, dass sich Haselsteiner und Kapsch schon beim LiF nicht besonders gut vertragen hätten. (red, 10.11.2016)