Trumps Triumph schockiert die Welt, titelte der Londoner "Evening Standard".

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9. November 2016, halb 5 Uhr morgens. Ich kann nicht schlafen, versuche es nicht einmal. Es wird über die Zukunft der USA entschieden. Und nicht nur über die Amerikas, sondern über unser aller Zukunft.

Eine Wahl zwischen Pest und Cholera, das hat man oft gehört in den vergangenen Wochen. Und dass es quasi nichts ändere, wer da nun das mächtigste Amt der Welt inne habe, denn es sei doch schlimmsten Fall ein Austausch der politischen Eliten. Das sehe ich anders. Und dazu muss man kein Fan von Hillary Clinton sein.

Gute Chancen – keine Chancen

Ja, Clinton ist elitär, mag den Bezug zur Basis verloren haben und hat enge Kontakte zur Wallstreet. Sie ist ehemalige First Lady, Senatorin, Außenministerin mit jahrelanger politischer Erfahrung. Sie hat eine imposante Karriere gemacht. Deshalb sprach man Clinton in ihrem zweiten Präsidentschaftswahlkampf gute Chancen auf das Amt aus. Gegen einen cholerischen Rechtspopulisten, der aufgrund seiner vermeintlich vielversprechenden Lösungen für komplexe Problemstellungen so viele Menschen für sich gewinnen konnte. Ein Kandidat, der laut eigenen Aussagen sofort ein Einreiseverbot für Muslime verhängen würde, eine Mauer zu Mexiko bauen und den mexikanischen Staat dafür zahlen lassen würde, und Frauen immer wieder als Menschen zweiter Klasse deklariert. Da schien ein Sieg wahrscheinlich. So dachten viele. Auch ich. Bis vor ein paar Stunden zumindest. Das Ergebnis sieht anders aus. Vielleicht war ich einfach zu gutgläubig.

Der Mittwochvormittag brachte ein Szenario, das ich mir nie im Leben hätte träumen lassen: Trump wird der mächtigste Mann der Welt. Nun ja, unmittelbar betrifft mich dieses Wahlergebnis als österreichische Staatsbürgerin nicht, zumindest vorerst nicht. Aber über kurz oder lang wird es mich betreffen: Als Österreicherin, als Europäerin, als Studentin, als Frau, als Mensch. Ich frage mich, wohin dieser Weg führt, und im Moment will ich es noch gar nicht genau wissen. Wie mächtig ist ein US-Präsident wirklich, was kann er im schlimmsten Fall anrichten? Welchen Einfluss hat er auf Europa? Was passiert, wenn ein Mann wie Trump Befugnis über Atomwaffen hat? Wenn er der Oberbefehlshaber der mächtigsten Streitkräfte der Welt ist?

Keine Wahl zwischen Pest und Cholera

Es war keine Wahl zwischen Pest und Cholera. Vielmehr war es eine Wahl zwischen relativem Anstand und latenter Destruktion. Im Moment hält der Eindruck an, man müsste den Glauben an die Menschheit verlieren. (Martina Winkler, 9.11.2016)