São Paulo – "Lagerpetidae" ist ein Wort, das selbst vielen Dinosaurierfans nicht geläufig sein dürfte: Es handelt sich dabei um Nachfahren der direkten Dino-Vorläufer und somit gleichsam um die Cousins der Dinosaurier – sie waren viel enger mit ihnen verwandt als Flugsaurier oder gar Krokodile. Die eher kleinen, leichtgebauten und vermutlich auf zwei Beinen laufenden Lagerpetidae lebten in der späten Trias, neben den ersten echten Dinosauriern, die damals gerade am Beginn ihrer Erfolgsgeschichte standen.
230 Millionen Jahre alte Fossilien, die Forscher in der Santa-Maria-Formation im Süden Brasiliens fanden, illustrieren dieses Nebeneinander. Forscher um Max Cardoso Langer von der Universidade de São Paulo berichten im Fachmagazin "Current Biology" von der Entdeckung zweier neuer Spezies, des etwa einen halben Meter langen Ixalerpeton polesinensis (ein Lagerpetid) und des dreimal so großen Buriolestes schultzi (ein Dinosaurier).
Bislang war der Fossilienbefund der Lagerpetidae spärlich und beschränkte sich auf Knochen aus den Hinterbeinen und dem Beckenbereich. Ixalerpeton lieferte nun Teile eines Schädels und der Vordergließmaßen sowie Rückenwirbel.
Beide Spezies dürften Fleischfresser gewesen sein. Das ist zumindest im Fall von Buriolestes bemerkenswert: Der vergleichsweise kleine Dinosaurier stand nämlich am Anfang der Entwicklungslinie, die schließlich zu gigantischen Pflanzenfressern wie Diplodocus oder Brachiosaurus führen sollte.
Laut den Forschern ist es das erste Mal, dass Vertreter beider Gruppen zusammen gefunden wurden. Langer schließt daraus, dass die Erfolgsgeschichte der Dinos ein langsamer, gradueller Prozess war: Sie betraten nicht die evolutionäre Bühne und verdrängten sogleich die mit ihnen konkurrierenden Tiergruppen, sondern lebten über geraume Zeit mit diesen zusammen. (jdo, 13. 11. 2016)