13.000 Tonnen Schweinefleisch soll künftig den Weg von Österreich nach China finden.

Foto: Conrad Seidl

Peking – Im Sanvuanli Market, einer Markthalle mit breitgefächertem Angebot an Fleisch, Fisch und Gemüse, kann man Schweinsohren, Schweinsfüße und die erschlafften (und daher nicht mehr geringelten) Schwänze von Schweinen kaufen. Die gelten in China als Delikatesse. Sie sind teuer, für Schweinsfüße zahlt man mehr als für Lungenbraten. Und sie sind relativ rar, denn China kann seinen Bedarf an Schweinefleisch nicht aus eigener Produktion stillen – und wird das auch auf absehbare Zeit nicht können.

Diese Lücke sollen nun österreichische Schweine zumindest teilweise füllen. Am Mittwoch gab es grünes Licht der chinesischen Regierung für den Import von Schweinefleisch aus Österreich. Dabei geht es um enorme Mengen: Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter (ÖVP), der mit seinem chinesischen Amtskollegen Han Changfu am Mittwoch handelseins geworden ist, rechnet mit rund 13.000 Tonnen Schweinefleischexport im Wert von rund 40 Millionen Euro nach China. Zum Vergleich: In Österreich werden jährlich 49.000 Tonnen Schweinefleisch verzehrt.

Russland-Sanktionen belasten

Das Geschäft soll den durch die Russland-Sanktionen schwer belasteten Schweinemarkt beleben – einfach einzufädeln war es nicht: Dreimal ist Rupprechter seit seinem Amtsantritt 2013 bereits nach China gereist, um die Details auf Schiene zu bringen. Rupprechter zum STANDARD: "In China ist es besonders wichtig, dass das auf Ministerebene vorbereitet wird, hier geht es auch um Fragen der Wertschätzung."

Wertschätzung verlangen die Chinesen auch für das Schwein. Sechs Schlachthöfe wurden im Zuge der Umsetzung des Schweineprotokolls von den chinesischen Behörden geprüft, dabei ging es in besonderem Maße auch um kulturelle Fragen: Die Chinesen legen Wert darauf, dass auch Schweineohren und Schweinefüße als Gourmetprodukte behandelt werden – und nicht, wie bisher üblich, als Schlachtabfälle. "Das ist auch ein Lernprozess für die Betriebe, dass man Sensibilität für die hiesige Esskultur zeigt – aber dann kann man auf einen interessanten Markt mit guten Preisen liefern", sagt Rupprechter.

Einem der geprüften Betriebe versagten die chinesischen Auditoren allerdings die Anerkennung als Lieferbetrieb – "Schweine und Rinder im selben Betrieb zu schlachten, das geht für die Chinesen gar nicht", erläutert der Minister den Ausschließungsgrund. Die anderen fünf Betriebe (deren Namen dem Datenschutz unterliegen) könnten allerdings schon bald zu liefern beginnen. (Conrad Seidl aus Peking, 9.11.2016)