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Orlando Bloom wurden wertvolle Sammleruhren gestohlen, wie in Sofia Coppolas Film "The Bling Ring" zu sehen ist.

Foto: AP / Invision / Andy Kropa

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Promis, die gerne auf die Uhr schauen: Schauspieler Robert Downey jr., Angelina Jolie (noch mit Brad Pitt), Sänger und Uhrenauskenner John Mayer sowie Leonardo DiCaprio.

Fotos: AP, Reuters

Ein ungeschriebenes Gesetz unter Einbrechern lautet: Leg dich mit keinem Uhrensammler an! Als der berüchtigte Bling Ring, eine Gruppe von jungen, markensüchtigen Upper-Class-Hollywood-Kids von Oktober 2008 bis zum August 2009 in Villen von Promis wie dem millionenschweren It-Girl Paris Hilton einstieg, um Luxusartikel zu fladern, gingen die Ermittlungen anfangs eher zähflüssig voran. Zwei, drei sündteure Taschen und Schuhe weniger machten für Lindsay Lohan oder Hilton schließlich keinen großen Unterschied. Notfalls bestellte man seine Louboutins halt direkt beim Hersteller nach.

Bei Filmschönling Orlando Bloom sah die Sache anders aus. Rund 300.000 Euro machte der Schaden aus, an und für sich Peanuts für einen Hollywoodstar. Aber Bloom hing persönlich an den gestohlenen Gegenständen: Sechs Vintage-Rolex-Armbanduhren waren darunter, unter anderem das James-Bond-Modell Submariner oder die Explorer II, die Schauspieler Steve McQueen zu tragen pflegte. Ein besonderes Gustostückerl: die seltene Rolex Milgauss 6543 (ein ähnliches Modell wurde kürzlich bei Christie's für rund 160.000 Euro versteigert). Das sind vom Wert Limousinen am Handgelenk, aber viel wichtiger ist: Die Sammlerstücke waren unersetzbar.

Solide Wertanlage

Bloom machte nicht nur enormen Druck, dass die Polizeiarbeit intensiviert wird, er hatte auch die Seriennummern seiner entwendeten Prachtstücke parat. Binnen kürzester Zeit war der Fall geklärt, der Star hatte seine Uhren retour, die Bande war gefasst. Wie in Blooms Anwesen eingebrochen wird, sieht man in dem Film "The Bling Ring" von Regisseurin Sofia Coppola. Dieses unfreiwillige Marketing steigerte den Wert seines Anwesens sogar. Als der britische Schauspieler das Haus ein Jahr später verkaufte, kam es für 3,3 Millionen Euro auf den Markt, immerhin mit einer Wertsteigerung um eine Million. Dem Bling Ring sei Dank!

Das Klischee besagt: Was für Frauen die Schuhe, sind für Männer die Uhren. Orlando Bloom ist kein Einzelfall, es gehört in bestimmten Kreisen fast zum guten Ton, Vintage-Modelle zu sammeln. Mit Fashion-It-Pieces anzugeben wird noch immer den Frauen überlassen, und einen umfangreichen Fuhrpark hat ohnehin schon jeder. Zeitmesser sind eine solide Wertanlage und ein Schmuckstück, das auch Männern angebracht erscheint (während schwere Diamantenklunker um den Hals und im Ohr nur in Hip-Hop-Kreisen hoch angesehen sind).

Unter den Promis genießt der amerikanische Sänger John Mayer eine Ausnahmestellung. Ihm wird nachgesagt, nicht nur das nötige Kleingeld für seine Sammlung zu haben (die über neun Millionen Euro schwer sein soll), sondern auch über die dazugehörige Expertise zu verfügen. Der Musiker, der schon als Kind für Uhren schwärmte, interessiert sich tatsächlich für das technische Innenleben seiner Sammelobjekte und schreibt für den Expertenblog "Hodinkee". Er ist anscheinend kein Snob, sondern sammelt aus Leidenschaft. Auf der Online-Kaufplattform Ebay soll er eine Casio G-Shock für läppische 120 Euro ersteigert haben.

Markenbotschafter

Mayer trägt die kostbarsten Uhren im Alltag, er ist nicht der Typ, der für den Safe hortet. Von seinem ersten Albumerfolg kaufte er sich eine Rolex Explorer II, die ohnehin in keiner Promi-Sammlung fehlen darf. Extrembergsteiger Reinhold Messner brach einst zum Südpol mit einer Explorer auf, und zwar, ohne dafür bezahlt worden zu sein. Heute undenkbar, längst haben die großen Uhrenmarken das Werbepotenzial von Stars erkannt. "Markenbotschafter" nennt man das euphemistisch. Wer James-Bond-Darsteller wird, bekommt die passende Uhr und einen lukrativen Werbevertrag gratis dazu geliefert.

Bonds tragen von Pierce Brosnan bis Daniel Craig stets eine Omega Watch, deren prominente Kundschaft bis zu Präsident John F. Kennedy zurückreichte. Auch Hollywood-Akteur George Clooney wirbt neben Kaffee für diese Schweizer Uhrenmarke. Oft sind die Grenzen zwischen Produktplatzierung und Privatleidenschaft fließend: Robert Downey jr. sammelt Uhren, er liebt vor allem die AMVOX3 Tourbillon GMT um 65.000 Euro. Das Jaeger-LeCoultre-Modell trug er in "Iron Man 2", und es begleitete ihn auf der Promo-Tour für den dritten Teil der Superhelden-Filmserie.

Das bekannteste Uhrenwerbegesicht ist John Travolta, selbst Pilot, der für den Chronomat 44 von Breitling gern vor einem Jet posierte. Leonardo DiCaprio trägt in dem Film "The Wolf of Wall Street" eine Rolex GMT Master, in "The Great Gatsby" eine klassische Raymond-Weil-Uhr. Er ist, ebenso wie Brad Pitt, das Gesicht von Tag Heuer.

Liebe vergeht, Uhren bleiben

Pitts Ex-Frau Angelina Jolie passte diesbezüglich übrigens bestens zu ihm, sie ist eine der wenigen Frauen, die eine umfangreiche Uhrenkollektion besitzt. Zur Verlobung schenkte sie Brad eine rund 300.000 Euro teure Patek Philippe Nautilus. Ob der Schauspieler das Modell nach der unschönen Trennung des einstigen Vorzeigepaares noch immer so gern mag, sei dahingestellt. Im Wert ist es zumindest nicht gesunken. Liebe vergeht, Uhren bleiben.

Der deutsche Talkmaster Thomas Gottschalk sammelt technisch sehr aufwendige, speziell auf sein Outfit abgestimmte Modelle. Der "Puff Daddy" von Deutschland, wie er sich selbst einmal ironisch bezeichnete, hat einen Hang zum Schrillen bei der Kleidung, der sich auch bei den Uhren zeigt.

Überhaupt sind bizarre Armbanduhren beliebte Sammlerobjekte. Es gibt Editionen mit Symbolen von Saddam Hussein – Diktatoren hatten das Geld stets locker sitzen, wenn es um Luxus ging. Rolex und Patek erfüllen solche Sonderwünsche heute allerdings nicht mehr.

Natürlich hat der größenwahnsinnige US-Rapper Kanye West, der neuerdings für den deutschen Sporthersteller Adidas auch als Modedesigner aktiv ist, ein Sondermodell am Handgelenk. Die eigens für ihn angefertigte Uhr für rund 165.000 Euro ist aus 18-Karat-Gold und hat am Ziffernblatt die Silhouette seines Gesichts, das aus Diamanten besteht.

Doch Vorsicht: Zu viel Eitelkeit und Pseudoindividualität kann zum Problem werden, die Wahl der Uhr sagt schließlich viel über den Charakter des Trägers aus. Zeig mir deine Uhr, und ich sage dir, wer du bist! (Karin Cerny, RONDO Exklusiv, 5.12.2016)