Der City-Hub der DPD Austria in der Seestadt Aspern soll Lager, Paketshop, Servicestelle und "erlebbare Marke" sein. Die Auslieferung soll auch mit Elektrofahrrädern erfolgen.

Foto: DPD / Walter Oberbramberger

Wien – Erhöhtes Paketaufkommen durch Zunahme von E-Commerce, elektrische Antriebssysteme und neue Konzepte, wie Güter effizient in der Stadt verteilt werden sollen: Die Rahmenbedingungen für den Gütertransport im urbanen Umfeld definieren sich gerade neu. Auf der Straße sind diese Veränderungen, die die Konzepte und Berichte von Stadtforschern und Logistikexperten füllen, allerdings noch kaum angekommen.

Die Wiener Seestadt Aspern, wo ein ganzer Stadtteil nach Reißbrettvorlage entsteht, gibt bereits in mehreren Bereichen das Experimentierfeld für neue urbane Infrastrukturen – etwa in der Energietechnik. Dort, wo im Endausbau 20.000 Menschen leben, zum Teil auch arbeiten werden und auf entsprechende Nahversorgung zurückgreifen sollen, können Großstadtkonzepte im kleinen Rahmen erprobt werden.

Auch der Paketdienst DPD Austria will in Zusammenarbeit mit dem Elektromobilitätsprojekt Emilia (Electric Mobility for Innovative Freight Logistics in Austria) hier neue Erfahrungen sammeln. Dem vielbesprochenen Last-Mile-Problem wird in Aspern mit einem neu eingerichteten City-Hub begegnet – dem ersten von DPD in Österreich: ein vom Logistikdienstleister selbst betriebenes Lager samt Paketshop, bei dem sowohl bei An- als auch bei Auslieferung auf Elektromobilität gesetzt wird.

Pakete werden von der nächstgelegenen DPD-Niederlassung per E-Van angeliefert, die Feinverteilung erfolgt zum Teil per Lastenfahrrad. "Wir haben schon seit einiger Zeit Tests mit Elektrofahrzeugen laufen. Die Zustellung per E-Bike wird aber auch für uns völlig neu sein", sagt DPD-Austria-Geschäftsführer Rainer Schwarz. "Die Zustellung mit dem Lastenbike ist auch insofern günstig, weil es sehr enge Durchgänge und viele Bereiche gibt, in die man mit Autos nicht reindarf. Da bietet sich das E-Bike an."

50 Pakete pro Tag

Für den Logistiker ist die Einrichtung auch eine Gelegenheit, am hart umkämpften Zustellmarkt als Marke stärker in Erscheinung zu treten. Neben Abgabe, Verpackung und Paketannahme sollen auch Onlineservices wie eine Umverfügung von Sendungen – also beispielsweise die Abholung beim Paketshop anstelle der Zustellung nach Hause – im Shop möglich sein.

Das Paketaufkommen liege in Aspern derzeit bei 50 Paketen pro Tag, was eine gute Basis für die Einrichtung darstelle. Bei den fremdbetriebenen DPD-Partnerstandorten, die im Lauf des nächsten Jahres auf 1200 anwachsen sollen, liege man im Durchschnitt bei acht bis zehn pro Tag. Zum Vergleich: Die Österreichische Post betreibt 470 eigenbetriebene Standorte. Die Zahl der Postpartner liegt bei 1300.

Der DPD-Standort ist ein Testfeld für das Projekt Emilia, bei dem 15 heimische Unternehmen, geführt vom AIT Austrian Institute of Technology, zusammenarbeiten, um Transportfahrzeuge und -konzepte für die Güterlogistik im urbanen Raum zu optimieren. Neben dem elektrischen Lastendreirad und dem E-Van, die in Aspern zum Einsatz kommen, wird in dem vom Klimafonds geförderten Projekt etwa auch an einem neuartigen Straßentransportzug gearbeitet, der als "rollendes Zwischenlager" den Zustellverkehr in den Innenstädten entlasten soll.

Bei den dreirädrigen E-Bikes, die für die Paketauslieferung optimiert wurden, kümmerte man sich etwa um Antriebstechnik, die ohne Seltene Erden auskommt, oder um Fahrgestelle, die sich in der Kurve neigen, um auch vollbeladen die Spur zu halten, sagt Heimo Aichmaier, Geschäftsführer der Plattform Austrian Mobile Power. Fahrradzustellung wird es bei jeder Witterung geben: "Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Ausrüstung."

Echtzeit-Routing

Gleichzeitig werden hier auch für diese Art des Güterverkehrs angepasste Routing-Algorithmen erprobt. Strecken könnten in Echtzeit aktualisiert, Abholaufträge entsprechend dem verfügbaren Laderaum übernommen werden. Durch die hohe Stoppdichte in einem kleinen Radius sollen die Fahrzeugakkus für einen Tag reichen. Ein schneller Wechsel sei aber möglich.

Die Erkenntnisse, die an dem Standort gewonnen werden, könnten ein Beispiel geben, um "in diese Richtung weiter voranzuschreiten", wie Schwarz sagt. City-Hubs und elektrisch betriebene Zustellung könnten in größeren Städten also bald öfter anzutreffen sein. (Alois Pumhösel, 15.11.2016)