Genf/Mossul – Die Jihadistengruppe "Islamischer Staat" (IS) hat nach UN-Erkenntnissen in der Nähe der irakischen Großstadt Mossul 295 Geiseln genommen. Bei ihnen handle sich um frühere Mitglieder der Sicherheitskräfte, erklärte UN-Menschenrechtssprecherin Ravina Shamdasani am Dienstag in Genf.

Demnach zwangen die IS-Kämpfer auch 1.500 Familien, sich mit ihnen aus der Stadt Hammam al-Alil in Richtung des Flughafens Mossul zurückzuziehen. Offenbar sollten die Betroffenen entweder als Schutzschilde missbraucht oder getötet werden, sagte die Sprecherin.

30 Stammesführer verschleppt

Berichten zufolge seien bereits zwischen dem 1. und 4. November mindestens 195 ehemalige Sicherheitskräfte in der Region Tel Afar westlich von Mossul entführt worden, 100 weitere im nahe gelegenen Dorf Mawali, erklärte UN-Menschenrechtssprecherin Ravina Shamdasani. Zudem seien 30 Stammesführer verschleppt worden, 18 von ihnen seien getötet worden.

Die Leichen seien in derselben Gegend gefunden worden, in der IS-Kämpfer am 23. Oktober 50 ehemalige irakische Polizeibeamte getötet hatten. Laut der UN-Menschenrechtssprecherin war zunächst unklar, ob es sich bei den neuen Funden um Opfer derselben Massentötung handelt: "Wir versuchen mehr Informationen über die Getöteten zu bekommen."

Massengrab entdeckt

Erst am Montag hatte das irakische Militär bei seinem Vormarsch auf Mossul im nahe gelegenen Hammam al-Alil ein Massengrab mit rund 100 Enthaupteten entdeckt. Der Ort war am Samstag aus der Gewalt des IS befreit worden.

Die irakische Armee kämpft seit Wochen in einer Großoffensive gegen die radikalen Islamisten und versucht, die Millionenstadt Mossul zurückzuerobern. Dabei werden die Streitkräfte von kurdischen und schiitischen Milizionären sowie einer internationalen Koalition unter Führung der USA unterstützt. Parallel versuchen Rebellen im benachbarten Syrien, die Stadt Raqqa einzunehmen, die neben Mossul die wichtigste IS-Hochburg ist. Auch sie bekommen von den USA Hilfe. (APA, 8.11.2016)