Berlin – Rund 2,5 Milliarden verkaufte Zeitschriften-Exemplare jedes Jahr in Deutschland, 260 Millionen Euro Einnahmen im Monat über Kiosk und Abos: Der neue Präsident des Verbands Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ), Stephan Holthoff-Pförtner, sieht auch im digitalen Zeitalter gute Perspektiven für gedruckte Medien.

Sein Haus, die Funke Mediengruppe, sei "etwas belächelt worden", als es Regionalzeitungen und Zeitschriften von Axel Springer übernommen habe. Auch werde die Print-Branche zuweilen als "dead industry" (tote Industrie) betrachtet. "Wenn das der Tod sein soll, dann ist das ein schöner Tod", sagte Holthoff-Pförtner am Montag vor Beginn der VDZ-Jahrestagung "Publishers' Summit" vor Journalisten in Berlin.

Der bisherige VDZ-Präsident Hubert Burda sagte, auch nach 20 Jahren Digitalisierung sei die Branche "kerngesund". Sie erreiche 95 Prozent der Bevölkerung. "Das ist "Paid Content" in Reinform", sagte Burda.

Burda: "Google hat uns mattgesetzt"

Im Interview mit den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Montag) hatte er zuvor über den Wandel der Branche und die Dominanz amerikanischer Unternehmen im digitalen Journalismus gesprochen. "Google hat uns praktisch mattgesetzt. Und wir haben alle klein beigegeben", sagte Burda. "Die grundsätzliche Weichenstellung zur Zeit der Jahrtausendwende, als wir begannen, Google unsere Inhalte kostenlos zu geben, war ein Fehler, für den ich als Verlegerpräsident mitverantwortlich bin."

Als Gastredner auf dem Kongress rief der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) die Verleger dazu auf, in ihren Titeln die Vereinfachung komplexer Sachverhalte nicht zu übertreiben. Bei aller Notwendigkeit, komplizierte Themen für jeden lesbar darzustellen, solle die Substanz nicht verfälscht werden. Gegen Populismus helfe nur eine "öffentliche und rationale Debatte", sagte Schäuble.

Holthoff-Pförtner stammt aus der Gesellschafterfamilie der Funke Mediengruppe ("Westdeutsche Allgemeine", "Gong"), die in den vergangenen Jahren verstärkt in das Zeitschriftengeschäft investiert hat. Burda hatte im 20. Jahr seiner Amtszeit seinen Rückzug beschlossen. In seine Zeit fällt die rasante Expansion des Internets.

Unter dem Motto "Freiheit, Vielfalt und Wettbewerb" tagen die Verleger bis Dienstag in Berlin. (APA, 7.11.2016)