Ein Holz-Fahrrad wie jenes von Esel, das ist was für die Hipster. Oder ein Fixie.

Foto: APA

Die Wiener Fahrradschau ist zwar längst vorbei, aber die drei großen Erkenntnisse des Wien-Ablegers der Berliner Fahrradmesse wirken nach. Erstens: Spätestens nun ist Gesetz, dass urbanes Radfahren nur zulässig ist, wenn das Gerät aus Holz oder ein Fixie ist, oder einen E-Motor hat. Im Idealfall kombiniert.

Zweitens: Herkunft ist alles. Das Rad hat aus einem Laden zu kommen, dessen Espressomaschine teurer ist als alle Räder dort zusammen. Bedient wird nur, wer den Händlern optisch gleicht: vollbärtige Brillenträger mit Schiebermütze, die fließend Hipster sprechen.

Rad-Sharing in Österreich

Drittens: Radfahren goes Sharing-Economy. Teilzeitrad-Plattformen, die nach dem Airbnb- und Uber-Prinzip ungenutzte Radzeiten umverteilen, sind in Österreich angekommen.

Was "Airdonkey", "Spinlister", "List'n'Ride" oder "Upperbike" in den USA und anderswo in Europa längst anbieten, keimt nun also auch in Wien. Zwar noch dezent bis unsichtbar, aber mit einer Besonderheit: Während Hotellerie und Taxigewerbe bei Airbnb und Uber eindrucksvoll demonstrieren, wie man sich angesichts neuer Herausforderungen als unbeweglich und unflexibel in Szene setzt, fällt auf Rad-Share-Seiten sofort eines auf: Die stylishen und interessanten Räder bieten oft nicht Private an – sondern bekannte Händler.

Schlau: So macht man neue Ware sichtbar. Und begehrt. Zumindest theoretisch. Denn in der Praxis fehlt "Airdonkey" & Co hierzulande doch, womit jede Geschäftsidee steht und fällt: Publikum, das überhaupt von ihrer Existenz weiß. (Thomas Rottenberg, 8.11.2016)