Das Segelboot der Deutschen auf den Philippinen.

Foto: APA/AFP

Manila – Die Islamistengruppe Abu Sayyaf hat laut philippinischen Militärangaben eine deutsche Seglerin getötet und ihren Lebensgefährten entführt. Auf einer Segelyacht vor der Südküste sei die Leiche einer Frau mit Schusswunden gefunden worden, sagte der Militärsprecher Filemon Tan am Montag.

Ein Anführer von Abu Sayyaf habe sich in einer Audiobotschaft zu dem Überfall auf die Yacht bekannt. Er gab demnach auch an, den 70-jährigen Begleiter der Frau entführt zu haben.

Schon 2008 entführt

In dem aufgezeichneten Telefonanruf war demnach auch die Stimme des Entführten zu hören. Das philippinische Militär veröffentlichte ein Foto der Yacht namens Rockall. Auf der Rockall, die den Angaben zufolge eine deutsche Flagge trug, wurden demnach auch zwei deutsche Reisepässe gefunden.

Bei den beiden Seglern handelt es sich offenbar um ein deutsches Paar, das im Jahr 2008 bereits 52 Tage in der Gewalt somalischer Piraten gewesen war. Die Nachrichtenagentur AFP hatte die beiden interviewt, als sie 2009 nach Somalia zurückkehrten, um die Rockall zurückzuholen. Obwohl die Piraten mehrfach damit gedroht hatten, die beiden umzubringen, kündigten diese in dem Interview an, wieder in See zu stechen: "Mein Boot ist mein Leben, und ich will es nicht verlieren, Piraten und Regierungen kümmern mich nicht", sagte der Segler damals.

Entführungen

Abu Sayyaf wurde in den 1990er-Jahren mit Geld von Al-Kaida-Chef Osama bin Laden gegründet. Die Gruppe wurde durch die Entführung zahlreicher Ausländer bekannt. Im Frühjahr 2000 machte die Extremistengruppe mit der Verschleppung von elf westlichen Ausländern Schlagzeilen, darunter die Göttinger Familie Wallert. Wie sie freigekommen war, wurde nie öffentlich geklärt.

Im Oktober 2014 ließ Abu Sayyaf zwei deutsche Segler nach einem halben Jahr in Geiselhaft frei. Die Islamisten erklärten, sie hätten umgerechnet mehr als fünf Millionen Dollar Lösegeld für das Paar erhalten.

Im Frühjahr ermordeten sie zwei kanadische Geiseln, weil angeblich nicht genügend Lösegeld für sie gezahlt wurde. Ein Norweger wurde im September nach einem Jahr Geiselhaft freigelassen.

Abu Sayyaf ist für die verheerendsten Terrorangriffe auf den Philippinen verantwortlich. Die Gruppe kämpft im muslimischen Süden der sonst überwiegend katholischen Philippinen für einen eigenen Staat. Sie hat der in Syrien und im Irak aktiven Terrormiliz "Islamischer Staat" die Treue geschworen. (APA, 7.11.2016)