Oscar, bzw. Nominierung für beide Hauptdarsteller: Reese Witherspoon und Joaquin Phoenix als June Carter und Johnny Cash in "Walk the Line" (2005).

Foto: Twentieth Century Fox

Ein Biopic-Klassiker: "Bonny and Clyde" (1967).

Foto: Warner Bros.

Die junge Elizabeth hat es nicht leicht. Der Vater ließ die Mutter enthaupten, die Stiefschwester ließ sie in den Tower sperren, sie verlor Schlachten, hatte den Vatikan gegen sich, entging Attentatsversuchen und erzwungenen Eheschließungen nur knapp. Was bei Queen Elizabeth I. schon im realen Leben eine faszinierende Geschichte war, machte sich auf der Leinwand noch besser und verhalf Cate Blanchett zu einer bis heute andauernden Weltkarriere.

Filme über reale Persönlichkeiten haben in der Filmgeschichte immer ein Publikum gefunden. Schon 1900 verfilmte der Pionier Georges Meliès die Geschichte der Johanna von Orléans. Obwohl Filme über das Leben realer Personen per se etwas Verklärendes haben, richten Biopics ihren Fokus meist auf persönliche Konflikte und Brüche in den Biografien. Je größer die persönlichen Hürden, die der Held überwinden musste, um sein Ziel zu erreichen, desto spannender wird auch der Film – das gilt für fiktionale Charaktere ebenso wie für reale Personen.

Beispielsweise Ray Charles. Der Bruder ertrunken, er selbst als Kind erblindet, musste er noch gegen seine Heroinsucht und den Rassismus der Zeit ankämpfen. Oder Johnny Cash – auch sein Bruder starb als Kind, auch er kämpfte gegen Drogen und um die Liebe seiner späteren Frau. Ein Drehbuchautor hätte es nicht besser schreiben können. Hier liegt jedoch oft auch die Kritik an Biopics begründet: Um ein filmverwöhntes Publikum anzusprechen, werden zumeist künstlerische Freiheiten herausgenommen und einzelne Episoden stark verkürzt oder komplett verändert. Johnny Cashs Tochter Rosanne bezeichnete die Erfahrung, den Film über die Liebesgeschichte ihrer Eltern anzuschauen, gar als "Wurzelbehandlung ohne Betäubung".

Dennoch, Biopics erfreuen sich anhaltender Beliebtheit bei Publikum und Kritikern. Bei Preisverleihungen haben sie ebenso wie ihre Darsteller überdurchschnittlich gute Chancen zu gewinnen. Eddie Redmayne erhielt den Oscar für seine Darstellung des Stephen Hawking, Philip Seymour Hoffman für "Capote", Cate Blanchett für ihre Rolle als Katharine Hepburn in "Aviator", Marion Cotillard für die Hauptrolle in "La Vie en Rose" und sowohl Jamie Foxx als auch Joaquin Phoenix für die oben erwähnten Sänger. Nicht ohne Grund gelten Filmbiografien als "Oscar Bait".

Biopics – informativ oder verklärerend?

Welche Filmbiografie hat sie nachhaltig begeistert? Von welcher waren Sie enttäuscht, und warum? Ist Ihnen bei einem Biopic eine spannende Erzählung oder die Authentizität wichtiger? (aan, 8.11.2016)