Melbourne – Homo sapiens erreichte den australischen Kontinent vermutlich vor mehr als 50.000 Jahren. Ob sich der Mensch zunächst nur auf die Besiedelung der Küstengebiete beschränkte oder mehr oder weniger gleich ins unwirtliche Innere des Kontinents vordrang, war unter Fachleuten bisher Gegenstand von Diskussionen.

Ein aktueller Fund liefert nun erstmals stichhaltige Belege dafür, dass sich die ersten Generationen tatsächlich nicht mit den Rändern Australiens zufrieden gegeben haben – und sie stellen darüber hinaus klar, dass der Mensch auf die heute verschwundene Megafauna Australiens getroffen ist.

Luftaufnahme von den nördlichen Flinders Ranges.
Foto: Giles Hamm

Fortschrittliche Werkzeuge

Die Ausgrabungen am Warratyi-Felsen in den Flinders Ranges, einem Gebirgszug im Bundeststaat Südaustralien, brachten demnach Funde zutage, die drauf schließen lassen, dass die Region bereits vor rund 49.000 Jahren besiedelt war. Ein Forscherteam um Giles Hamm von der La Trobe University in Melbourne barg aus mehreren Schichten Werkzeuge aus bearbeiteten Knochen und Steinen sowie Hinweise auf die Verwendung von Farbpigmenten aus Ocker und Gips.

Der Warratyi-Felsüberhang bot bereits vor 49.000 Jahren Menschen Unterschlupf.
Foto: Giles Hamm

Nach der Datierung der Bodenschichten, in denen die Artefakte gelegen hatten, waren Menschen bereits 10.000 Jahre früher als bisher angenommen ins trockene Landesinnere vorgestoßen, um sich dort dauerhaft niederzulassen. Dass sie auch die dafür notwendigen technologischen Voraussetzungen schnell entwickelt haben, beweisen die freigelegten Werkzeuge.

Der Riesenwombat Diprotodon optatum starb etwa vor 30.000 Jahren aus. Ob der Mensch dabei seine Finger im Spiel hatte, ist unklar.
Illustr.: Peter Murray

Donnervögel und Riesenwombats

Wie Hamm und seine Kollegen im Fachjournal "Nature" schreiben, spricht all das dafür, dass der Mensch und einige Vertreter der australischen Megafauna koexistiert haben, darunter auch der über zwei Meter hohe Donnervogel Genyornis newtoni und der Riesenwombat Diprotodon optatum. Das größte bekannte Beuteltier der Erde erreichte eine Körperlänge von drei Metern und dürfte mehr als 2,5 Tonnen gewogen haben. Ob die ersten Australier auch für die Ausrottung dieser Giganten verantwortlich waren, bleibt allerdings weiterhin unklar. (red, 3.11.2016)