Kneten, formen, backen und genießen auf dem Bauernhof.

Foto: Markus Rohrhofer

Linz – Eine schmale Straße führt die Anhöhe hinauf. Vorbei an genüsslich wiederkäuendem Fleckvieh hin zu einer kleinen Weggabelung am Waldesrand. Ein Schild weist den weiteren Weg über eine Schotterstraße durch dichtes Mühlviertler Gehölz. Manchmal muss eben der Mensch die Kultur suchen – und nicht die Kultur den Konsumenten finden.

Doch das Ziel lohnt: Der Unterkagererhof in der Gemeinde Auberg – gut fünf Kilometer südöstlich von Haslach im oberen Mühlviertel – ist allein schon aufgrund seiner Architektur ein Kulturjuwel. Der Doppeleinspringer-Vierseithof ist gut 300 Jahre alt und ein typischer Vertreter der lokalen Bauweise. Der Verein Denkmalhof Unterkagerer betreibt den Hof als Freilichtmuseum.

Doch ein findiges örtliches Kulturteam wollte sich mit einem rein musealen Zugang nicht zufriedengeben. Und so wurde im vergangenen Sommer das Leaderprojekt Kultur-Natur-Landschafts-Hof ins Leben gerufen. Mit naturnahen Seminaren – etwa "Streuobstwiesen entdecken", "Wesengemäße Bienenhaltung" -, aber auch mit Musikveranstaltungen, speziellen Entschleunigungskursen, Lesungen oder einer Schreibwerkstatt versucht man sich Kulturhotspot im Mühlviertler Hügelland zu etablieren. Und man will vor allem nicht unter sich bleiben. "Neben dem 'heimischen' Publikum geht es uns vor allem auch darum, die Städter zu uns zu holen", erläutert Projektinitiator Helmut Eder im Standard-Gespräch. Man wolle "mehr Leben, aber keinen Stress, denn dafür ist an diesem einmaligen Kraftort kein Platz".

Überhaupt eigne sich der Unterkagererhof als Seminarort "vorzüglich", da er eine gute, ausgebaute Infrastruktur mit vier verschiedenen Räumlichkeiten, zwei Küchen und einer Herberge habe.

Sauer macht lustig

An diesem herbstlich-sonnigen Nachmittag lädt eigentlich die "Sunbeng" vor dem Bauernhaus zum Verweilen. Doch es ist keine Zeit für Entspannung am Hof. Im Vorhaus aus Naturfelsen und Lehmflötz prasselt im großen Backofen bereits das Feuer, doch noch ist man noch nicht so weit, um die feine Backware mittels "Loatschissl" einzuschießen.

Auf dem Unterkargerhof hat Bäcker Hans Starlinger zum "Brot bocha" geladen. Die 14 Helfer an der Sauerteigschüssel sind Kinder aus der Umgebung. Die wichtigste Lektion für den Nachwuchs vorweg: "Das Brot lebt." Was dem Sauerteig geschuldet ist. Bäcker Hans greift beherzt in die gärende, fermentierende Masse – und lächelt in die Kinderrunde: "Warum heißt der Sauerteig eigentlich Sauerteig?" Die Antwort kommt prompt: "Na weil er sauer ist." Kann man so stehen lassen, denkt sich wohl der Meister. Und er zückt die Waage. Jetzt gilt es genau zu sein: "1,25 Kilogramm Teig braucht man für einen 1,05-Kilo-Loab." Die jeweils richtige Portion wird in mit Mehl ausgestreute Brotkörbe gebettet.

Im Vorhaus ist der Backofen mittlerweile auf Idealtemperatur. Mit einem feuchten Reisigbesen wird die Glut entfernt – und der Ofen mit Brot beschickt. Der Bäcker und die Kinder sind sichtlich zufrieden. Und selbst die Kagerer-Resl, einst stolze Hofbesitzerin, scheint auf dem alten Foto in der Bauernstub'n zu lächeln. (Markus Rohrhofer, 3.11.2016)