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Die "Säulen der Schöpfung".
Foto: REUTERS/NASA/ESA/Hubble Heritage Team

Heidelberg – Die sogenannten "Säulen der Schöpfung" sind eines der berühmtesten astronomischen Motive überhaupt: Sie gehen auf durch Falschfarbendarstellung besonders spektakulär gemachte Aufnahmen des Hubble-Teleskops zurück und zeigen interstellare Gas- und Staubmassen im 7.000 Lichtjahre entfernten Adlernebel. "Schöpfung" deshalb, weil diese Formation gerade dabei ist, neue Sterne hervorzubringen.

Von einem Gegenstück, den "Säulen der Zerstörung", berichtet nun das Max-Planck-Institut für Astronomie. Wieder handelt es sich um Ansammlungen von Gas und Staub – diese befinden sich im annähernd gleich weit entfernten Carinanebel (NGC 3372). Der Spitzname soll aber kein bloßes Wortspiel sein, sondern verweist auf den astronomischen Hintergrund der Formation.

Hier prangen die "Säulen der Zerstörung".
Foto: ESO/A. McLeod

Die Bilder entstanden mit dem MUSE-Instrument am Very Large Telescope der Europäischen Südsternwarte (ESO) und wurden von einem internationalen Astronomenteam unter der Leitung von Anna McLeod ausgewertet. MUSE kann tausende von Bildern des Nebels zur selben Zeit erstellen, jedes in einem anderen Wellenlängenbereich. Das ermöglicht es Astronomen, die chemischen und physikalischen Eigenschaften der Materie an verschiedenen Orten im Nebel herauszuarbeiten.

Laut dem Max-Planck-Institut für Astronomie wurden insgesamt zehn Säulen beobachtet, wobei eine klare Verbindung zwischen der emittierten Strahlung von nahen massereichen Sternen und den Eigenschaften der Säulen selbst festgestellt werden konnte. Die Wolken bringen massereiche Sterne hervor, werden durch diese aber zunehmend zerstört. Solche massereichen Sterne senden enorme Mengen ionisierender Strahlung aus – Strahlung mit genug Energie, um Elektronen aus Atomen zu lösen.

Werden und Vergehen

Das Astronomenteam analysierte die Auswirkung dieser energiereichen Strahlung auf die Säulen: Das Gas wird ionisiert und dann zerstreut, ein Prozess, der als Photoevaporation bezeichnet wird. Indem sie die Folgen der Photoevaporation inklusive des Massenverlusts der Säulen untersuchten, konnten die Forscher die Ursache ausmachen. Es gab einen deutlichen Zusammenhang zwischen der Menge ionisierter Strahlung, die von nahen Sternen emittiert wird, und der zunehmenden Auflösung der Säulen.

Bislang wird der komplexe Rückkopplungseffekt zwischen den Sternen und den Säulen allerdings nur wenig verstanden. Zwar scheint es so, als seien die Säulen sehr dicht, doch trifft das für die Wolken aus Staub und Gas, aus denen Nebel bestehen, nicht zu. Möglicherweise bewirken die Strahlung und Sternwinde der massereichen Sterne tatsächlich, dass sich dichtere Orte innerhalb der Säule bilden, in denen dann Sterne entstehen können. (red, 6. 11. 2016)