Die Villa Freudeck in Bregenz soll durch eine Wohnanlage ersetzt werden.

Foto: Jutta Berger

Bregenz – "Weil sich weder politisch Verantwortliche noch die Baubehörde um den Ortsbildschutz kümmern, müssen wir es tun", sagte Christian Tuerr, einer der Sprecher der Initiative "Achtung Baumeister", bei der Präsentation einer Petition zur Erhaltung des Bregenzer Baumeister-Ensembles am Mittwoch.

Die Bürgerinnen und Bürger wollen den Abriss einer Villa verhindern, die zusammen mit fünf weiteren Gebäuden ein architekturhistorisch wertvolles Ensemble im Bregenzer Stadtteil Ölrain bildet. Die Häuser wurden von Georg Baumeister, einem Vertreter der Münchner Schule, zwischen 1892 und 1906 geplant. Das Ensemble mit seinen ortstypischen Gartenanlagen würde durch den Abriss der Villa Freudeck "für immer auseinandergerissen und zerstört", befürchtet die Initiative. In ihrer Petition fordert sie eine Nachdenkpause und die Prüfung alternativer Bebauungsmöglichkeiten.

Baubehörde kann eingreifen

Laut Bundesdenkmalamt kann die Villa wegen späterer Zubauten nicht unter Schutz gestellt werden. Die Gemeinde hätte aber die Möglichkeit, das Ensemble zu bewahren. Felix Dünser, früherer Landesvolksanwalt und Mitbegründer der Initiative, verweist auf das Vorarlberger Baugesetz, das Gemeinden die Möglichkeit gebe, charakteristische Ortsteile zu schützen: "Das Baumeister-Viertel entspricht idealtypisch der Definition erhaltenswerter Bausubstanz." Ein Abbruch der Villa könnte von der Baubehörde untersagt werden.

Eine wesentliche Forderung der Initiative ist, das räumliche Entwicklungskonzept, das seit 2001 existiert, "aber nicht umgesetzt wird", zum Maßstab für künftige Planungen zu nehmen. In der Petition wird ein Ortsbildinventar ebenso gefordert wie die Erlassung von Bebauungsplänen.

Transparenz in Bauverfahren

Neben den städteplanerischen Aspekten widmet sich die Petition auch demokratiepolitischen Fragen. Weil die Bürgerinnen und Bürger in ihren Recherchen zum geplanten Bauvorhaben immer wieder auf wenig auskunftsfreudige Behörden stießen, fordern sie Transparenz in Bauverfahren. Es sei rechtswidrig, Bürgerinnen und Bürgern Auskünfte über Bauvorhaben und Baugrundlagenbestimmungen nicht zu erteilen, sagt Dünser.

Am Donnerstag wird sich die Stadtvertretung mit der Causa beschäftigen, die Bürgerinitiative wird dabei ihre Petition einbringen. Als einzige Partei hat bisher die SPÖ die Anregungen der Initiative aufgenommen und wird den Antrag stellen, den Abbruch der Villa zu untersagen. Auch sie verweist darin auf die Notwendigkeit, das räumliche Entwicklungskonzept umzusetzen. (Jutta Berger, 2.11.2016)