Wie lang Bawag-Aktionär Cerberus dem Feilschen mit der Post noch zuschaut, ist offen.

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Wien – Post und Bawag P.S.K. liegen im Clinch. Die Auseinandersetzung dreht sich um die Vergütung, die die Österreichische Post AG von ihrem Finanzpartner – der Beginn der Kooperation jährt sich 2017 zum zwanzigsten Mal – pro Jahr bekommt.

Stein des Anstoßes: die Provisionen, die die Post für Finanztransaktionen und Verkauf von Bawag-Bankprodukten lukriert. Diese Abgeltung ist seit Jahren rückläufig. Die 95 Millionen Euro, die die Post 2009 noch kassierte, seien empfindlich geschrumpft, sagen mit der Materie Vertraute. Sie taxieren den Provisionserlös aktuell auf 80 bis 85 Millionen Euro. Aber Genaues weiß man nicht, Post und Bawag hüllen sich in Schweigen und in seiner Bilanz macht der teilstaatliche gelbe Riese dazu keine Angaben.

Weniger Produkte, weniger Provision

Laut Insidern streitet man über einen zweistelligen Millionenbetrag. Denn: Die Bank verkauft immer weniger Finanzprodukte – und das mindert die Provision der Post. Letztere wirft der Bank vor, das Produktportfolio ausgedünnt zu haben, um zu sparen. In der Bawag begründet man die Portfoliobereinigung mit mangelnder Nachfrage. Faktum ist, dass das Institut fast nur noch standardisierte Produkte verkauft, die im Vertrieb einfach zu handhaben sind und vor allem online abgesetzt werden können.

Erschwerend kommt hinzu, dass insbesondere das Einlagengeschäft aufgrund der Nullzinssituation für die Bawag langsam zur Belastung wird, weil sie dafür ihrerseits Zinsen (an die EZB) zahlen muss. Allein deshalb habe die vom US-Hedgefonds Cerberus kontrollierte Bank vitales Interesse, den hohen Fixanteil im Vertrag mit der Post in einen variablen zu verwandeln. Die Bank kommentiert die Causa nicht.

Postler fließen zurück

Allerdings: Über weite Strecken seien Postler und Bawag-Banker bereits einig, sagen Wohlinformierte. Nach Evaluierung des Vertrags im Vorjahr wurden Mieten angepasst – und der personelle Einsatz von Postbediensteten für die Bawag. Dem Vernehmen nach sind von ursprünglich 500 Postlern nur noch rund 300 in Bawag-Diensten. Denn die Bank hatte sich bei der Vertragserneuerung 2010 ausbedungen, pro Jahr fünf Prozent der "geleasten" Postbediensteten zurückgeben zu dürfen.

Die Post strebt dafür eine höhere Abgeltung für das von ihr gestellte Personal an. Es erbringt am Postschalter das klassische Bargeldgeschäft für die Bawag (Transaktionsleistungen). Denn die Bank hat kein Bargeld mehr in ihren 470 bis 480 Filialen, die sie gemeinsam mit der Post betreibt. Wenn der Bawag-Kunde Geld braucht, muss er zum Automaten gehen – oder zum Postschalter.

Exit wäre teuer

Dass der unbefristete Vertrag – die erste Kündigungsmöglichkeit ist 2020 – gelöst wird, gilt dennoch als unwahrscheinlich. Zu verwoben seien die Partner miteinander, der Ausstieg käme beide zu teuer, wie es heißt. Allerdings: Bawag-Hauptaktionär Cerberus, der die österreichischen Verhältnisse nicht immer nachvollziehen kann, könnte der Geduldsfaden reißen. In dem Fall müsste die Kündigung spätestens Ende 2017 ausgesprochen werden.(Renate Graber Luise Ungerboeck, 29.10.2016)