"La Mort de Louis XIV", Albert Serra, 2016.

Foto: viennale
UniFrance

Bestandsaufnahme am Rande von Tag sieben: 22 gesichtete Filme. Der Lauf der Stunden lässt sich als Spirale mit drei wiederkehrenden Abschnitten beschreiben: das Screening, die Blitzbesprechung, der Sprint.

Entgegen der Erwartung stellt sich trotz des abrupten Getauchtwerdens in grundverschiedene Filmuniversen keine Abstumpfungserscheinung ein, der Kopf wird nicht schwer. Der Körper durchaus. Wären die blättergesäumten, raschelnden Kinozwischenwege und die Armlehnenteilung nicht, er wäre in Vergessenheit geraten. Erst als der Sonnenkönig in "La Mort de Louis XIV" sich mittwochs seinem Ende entgegenlegt, kommt der Rezipientinnenkörper schließlich zurück, von der erstaunlichen Filmerfahrung aufgeladen.

Und weiter, als erodiertes etwas, von einem in den nächsten Film fallen.

Das gelegentliche Selbstgespräch vermutet inzwischen einen Öffnungszustand: Man ist ein flexibelfeines Sieb geworden, reagiert schnell, lässt sich rasch in den (im besten Falle) sich vollumfassend sinnlich erstreckenden narrativen Lauf ein und gerät zusammen mit der Bild-Ton-Rhythmus-Trias in eine Art erweiterte Augenblickskonsumation. Es entspannt sich eine Erfahrung, die auf filmemacherisch Gemeintes und Angedeutetes zurückgreift und zusammen mit gedanklichen Eigenergänzungen abhebt, gelegentlich sogar in Gegenwarts- und Zukunftsschlüsse davongaloppieren lässt.

Doch genug des Diffusen. Es gilt, einen Film auszuwählen. Welche sind die Kriterien, welche können es sein?

Die gute Filmerfahrung bleibt, sie schreibt sich ein, verweist auf mehr als nur sich selbst und die eigenen Existenzumstände. Und gelegentlich benutzt sie eine Sprache, die unbekannt ist, die sich mit Untertiteln nicht bändigen lässt, eine Gesamtwerkssprache, die in ihrer Vielschichtigkeit unerwartet deutlich zu einem spricht. In der Erstkategorie tummeln sich bereits fünf Besonderheiten. Die Erfahrungen sind gut, Reihungen kristallisieren sich langsam.

we find creations in front of us
and the mind is (not) set

Das Flimmern der Themen und Viennale-Tage ist längst nicht vorüber. Demnächst weniger des Eigenkörpers, mehr Konkretes von den sperrigen bis anschmiegsamen kinematografischen Fremdkörpern. Die gebliebenen Bilder handlungsvoller Wälder und zeitgeistiger Schatten müssen erst geordnet werden. (Fransa Routhin, 28.10.2016)