"Zeit ist das System, das dafür sorgen soll, dass nicht alles gleichzeitig geschieht", sagte Cees Nooteboom. Fotografisch dokumentierten dies Henri Cartier-Bresson et alii.

Foto: Fotobücher von Henri Cartier-Bresson und über Berlin, fotografiert von Heidi Seywald

Doyen Erich Lessing bezeichnet das Wesen der Fotografie als "Festhalten der Zeit". Als unermüdlicher Chronist des "Verlorengehenden", als Bewahrer des "In-Vergessenheit-Geratenden", als Anwalt des Unscheinbaren gehört Maître Gerhard Trumler zu den wenigen Unermüdlichen, die es sich immer noch zur Aufgabe machen, Erinnerungsarbeit zu leisten. Als leiser Poet dokumentiert der Fotograf, gemäß seiner Passion, mit einer selten gewordenen Selbstverständlichkeit, Dinge, Orte und Menschen, die drohen in Vergessenheit zu geraten. Ganz in der Tradition großer Vorläufer.

Zu jenen gehört zweifellos Henri Cartier-Bresson, der Großmeister des Metiers. Mit seinen von Humanismus geprägten Tableaus schuf er Ikonen der Zeitlosigkeit. Zu überprüfen gilt es dies angesichts der Neuauflage seiner noch vor seinem Tod selbst ausgesuchten Auswahl seiner besten Werke. Luzide wird in jedem Bild der soziale Impetus des Chronisten spürbar. Dass man Fotografie als visualisierten Spiegel der Veränderung verstehen kann, wird auch angesichts des sorgsam von Miriam Paeslack edierten Fotoalbums über Berlin im 19. Jahrhundert sichtbar. Menschen verändern sich, ebenso Architektur und Städte. Deren Antlitz ist ein Spiegel der Seele. Wider Vergänglichkeit. Verständlich wird, warum es heißt: "Wer seine Vergangenheit vernachlässigt, vergibt auch seine Zukunft." (Gregor Auenhammer, 1.11.2016)