Wien – Es ist ein vernichtendes Urteil, das der Rechnungshof (RH) dem Wiener Krankenanstaltenverbund (KAV) ausstellt. Der Rohbericht zum Finanzgebaren des größten Spitalsträgers des Landes, aus dem die Gratiszeitung "Heute" zitiert, hat etwa die Vorstandsgagen durchleuchtet.

So stellte der RH fest, dass die drei Vorstandsmitglieder – Generaldirekter Udo Janßen, sein Vize Thomas Balázs und die ärztliche Direktorin Evelyn Kölldorfer-Leitgeb – weit über dem branchenübergreifenden Schnitt von 208.000 Euro pro Jahr verdienten. Janßen soll laut der Zeitung mehr als 24.000 Euro pro Monat verdienen. Der Vorstand habe laut RH aber weniger Verantwortung als vergleichbare Manager in Unternehmen des Bundes.

Der geprüfte KAV will zwar erst dem RH Erklärungen liefern, bestätigt aber die Summe: "Die Einkommen der Vorstandsmitglieder wurden in der Gemeinderätlichen Personalkommission beschlossen und sind seit langem bekannt."

48 Millionen für externe Berater

Ein anderer Kritikpunkt der Prüfinstanz: Die Kosten für externe Berater betrugen von 2012 bis 2015 48 Millionen Euro. Auch das bestätigt eine KAV-Sprecherin dem STANDARD. In diesem Zeitraum stiegen die Kosten für externe Berater laut RH um fast 200 Prozent.

Die KAV-Sprecherin weist darauf hin, dass die genannte Summe von 48 Millionen Euro nur 0,38 Prozent der Gesamtausgaben des Spitalsträgers ausmache. Mithilfe der Berater konnten laut KAV innerhalb von zwei Jahren bei den Sachkosten 100 Millionen Euro eingespart werden. In diesem Zeitraum lagen die Beraterkosten in diesem Bereich bei 23 Millionen.

Der RH kritisierte auch Unklarheiten bei großen Bauprojekten des KAV. Hier sei nicht ersichtlich gewesen, "wer für diese die Projektorganisation übernahm", obwohl "weitere Investitionen geplant waren". Hier dürften die Prüfer des RH auch das Krankenhaus Nord gemeint haben.

Warten auf Bericht zu Spital Nord

Die Kosten für das Großprojekt mussten vom KAV zuletzt im November 2015 auf rund 1,2 Milliarden Euro nach oben korrigiert werden. Der RH widmet sich aktuell in einem eigenen Bericht dem Spital Nord, die finale Version soll spätestens im Mai 2017 vorliegen. Laut STANDARD-Informationen dürfte ein Vollbetrieb des Spitals erst 2019 möglich sein.

ÖVP und FPÖ verlangten am Freitag als Konsequenz auf den Rohbericht den Rücktritt von Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely (SPÖ). Neos-Chefin Beate Meinl-Reisinger nannte die Vorstandsgehälter "absolut ungerechtfertigte Luxusgagen". Wehsely selbst wollte vorerst keine Stellung zum Rohbericht nehmen. (krud, mte, 28.10.2016)